14 Juli 2025

Kometenhaft 50 - Wiedergänger

Freitag 12. August

Der gestrige Abend war phantastisch. Genau das, was wir Drei nach all der Aufregung und den Herausforderungen brauchten.
Vanessa und Mareike sahen sich "Top Secret" an, und ich kam gerade dazu, als die Szene lief, die komplett im Rückwärtsgang gedreht wurde. Aber das war nur das, was ich vom Flur aus sah. In der Küche wurde mir erst richtig warm ums Herz, als ich die Beiden eng umschlungen und lachend auf dem Sofa sah. Weil es inzwischen ein wenig kühl geworden war, hatten sie sich unter unsere Bettdecke gekuschelt. Ich wollte mich gerade zu ihnen legen, da hielt mich Vanessa auf: "Hey, keine Klamotten unter der Bettdecke!". Also schnell ins Zimmer, ausziehen, und zurück zu meinen Liebsten. Moment mal! Ist Vanessa dann auch nackig in der Küche?
Ich kuschelte mich schnell hinter Mareike, und legte meinen Arm unter der Decke um die Zwei. Dabei landete meine Hand "aus Versehen" auf Vanessas Brust. Wunderbar weiche Haut, keine Textilien - herrlich.
Kurz sah sie mich an, als meine Finger ihre harte Knospe gefunden hatten, und zärtlich damit spielten. Ihr Blick sagte aber eindeutig: "Böser Junge - mach weiter!", während Mareike zwischen uns wieder lachte.

Irgendwann drehte sie sich nochmals um, sah aber nicht mich an, sondern Mareike. Zunächst wusste ich nicht, was das sollte, aber dann platzierte Vanessa auch noch ein Bein zwischen Mareike und mir. Keine Ahnung, was Mareike genau tat, aber auf der Decke zeichnete sich ab, dass ihr Arm eindeutig auf Vanessas Schritt zeigte.
Es dauerte nicht mehr lange, und Vanessa lachte nicht mehr mit uns über den Film. Stattdessen bemerkte ich, wie ihre Atmung tiefer und schneller wurde. Immer wieder war wohliges Summen von ihr zu hören.

Mit einem Ruck drehte sie sich plötzlich um: "Das reicht jetzt! Entweder ihr machts mir jetzt richtig, oder ich nehme mir einfach, was ich brauche!", fauchte sie uns gespielt böse an. Danach stieß sie mich von Mareike weg und schwang sich über ihren Kopf: "Na los Schwesterchen! Ich will deine Engelszunge spüren! Und ich will, dass du kommst, so oft wie du nur kannst. Ich will deine Höhepunkte tief in mir spüren.", und drückte auch schon ihr feuchtes Heiligtum auf Mareikes Mund. Mich blitzte sie danach nur noch an: "Und du gibst meinem Schwesterchen ihre Belohnung für ihre tolle Arbeit heute! Tief und fest mag sie es!", und nach unten: "Stimmts?". Von dort kam nur noch zustimmendes Summen.

Na dann war ja alles klar! An diesem Abend hatte ich also meine Dienerin zu bedienen. Gerne doch! Aber erst noch für genügend Schmierung sorgen. Also tauchte ich unter die Decke ab und machte mich mit dem Mund auf den Weg zwischen Mareikes Beine. Aber nicht ohne jede Menge Zwischenhalte. An ihren Brüsten, die ich mir auch links und rechts ans Gesicht drückte, während ich ihr einen Kuss aufs Brustbein gab. Und sie roch da so gut. Dann die sanfte Ebene ihres Bauches, mit dem süßen Bauchnabel darin. Den muss man doch einfach mit der Zunge erforschen. Dann zum Abschluß noch ihr sanfter Venushügel. Und schließlich ihre duftende Weiblichkeit, die von ihrer frechen Lustknospe gekrönt war. Da hielt ich es selbst nicht mehr aus, und stürzte mich darauf wie ein Verdurstender auf eine Oase. Leckend, küssend, saugend, bis Mareikes Lust deutlich neben der von Vanessa durch den Raum schallte. Mareikes Orgasmus ging direkt auf Vanessa über, und von dort scheinbar wieder zurück zu Mareike. Jedenfalls liefen so die Schauer durch die Beiden durch.

Schnell wieder höher! Mein bestes Stück tat schon fast weh vor Vorfreude. Ich bog noch schnell Mareikes Beine nach oben, und versenkte mich dann so tief es nur ging in ihr. Was für ein Gefühl, ich schloß die Augen und genoss noch einmal das feucht-heiße Gefühl in ihr. Dann aber trieb ich uns beide, wie gewünscht, mit tiefen und festen Stößen in die Höhen der Lust. Vor mir zuckte und stöhnte Vanessa, die sich inzwischen an der Rückenlehne des Sofas festhalten musste, um nicht vor Lust herunterzufallen. Manchmal sah ich auch, wie sie unter sich griff, um Mareikes Mund noch tiefer in sich hinein zu drücken.

Schade, dass Vanessa mit dem Rücken zu mir auf Mareikes Mund saß. Zu gerne hätte ich ihr einen intensiven Kuss aufgedrückt, als ich tief in Mareike kam, und sie ihren Höhepunkt in Vanessa schrie.
Danach blieb ich einfach noch ein Weilchen in Mareike, während ich mich von hinten an Vanessa klammerte. Mareike hatte wieder ihre Arbeit aufgenommen, und bald schon erfüllten die Geräusche eines weiteren Orgasmus von Vanessa den Raum.

Während ich von einer mehr als angenehmen Zufriedenheit durchströmt wurde, und Mareike wohlig erschöpft unter uns lag, wurde Vanessa nochmals aktiv. Wieder schob sie mich von Mareike herunter und platzierte sich nun selbst zwischen deren Beine: "Ich will auch noch was davon haben!". Und schon lutschte und leckte sie in Mareikes Döschen herum. Ich hingegen legte mich neben Mareike und zog sie für eine leidenschaftliche Küsserei an mich heran.
Nicht lange, und sie stöhnte mir einen weiteren Höhepunkt in den Mund, den ich gierig in mich aufsog.

Dann wurde es dunkel. Vanessa hatte das Licht gelöscht und den Fernseher aus gemacht. Sie warf noch die Rückenpolster des Sofas auf den Boden und zog die Decke über uns drei: "Scheiß drauf, wir sind allein in der Wohnung. Lasst uns heute Nacht hier schlafen, ich habe keine Lust mehr, mich jetzt noch ins Bett zu schleppen.". Mareike kicherte nur zwischen uns, während wir uns dicht an sie drängten und wir uns dann gegenseitig noch ein paar Gute-Nacht Küsschen gaben. Dann war es wirklich dunkel.

Also, einen Vorteil hat es schon, in der (Wohn-)Küche zu schlafen. Man ist morgens deutlich schneller am Kaffee. Der Nachteil: Ich wurde eben vom gurgeln der Kaffeemaschine geweckt und nicht von den Zärtlichkeiten meiner Liebesdienerin. Als sie sich umdrehte und sah, dass ich schon vor Vanessas Füßen an der Sofakante saß, zog sie wieder ihren süßen Schmollmund: "Neeee, ich wollte euch doch aufwecken.".
Sie kam mit meiner dampfenden Kaffeetasse zu mir, doch ich stellte sie zur Seite, schnappte mir stattdessen Mareike an der Hüfte und zog sie auf meinen Schoß: "So ganz wach bin ich noch nicht.". Sie grinste, griff zwischen uns und führte sich meine Morgenerektion ein. Wild küssend, ritt sie uns danach zu einem gemeinsamen Höhepunkt, dessen Nebengeräusche auch Vanessa weckten: "Hey, ihr fangt ohne mich mit dem Frühstück an!", protestierte sie. Und schon hüpfte Mareike von mir herunter und warf sich zwischen Vanessas Beine.
Kaum hatte ich den ersten Schluck aus meiner Kaffeetasse genommen, hörte ich Vanessa wieder heftig aufstöhnen, während ihr Körper Mareike entgegen bockte.
"Na, bist du jetzt auch wach?", grinste Mareike Vanessa an. "Und wie! Komm her Schätzchen!", und Vanessa drückte Mareike einen dicken Kuss auf den verschmierten Mund, "Ich liebe dich und deine Zunge.".

Frühstück im Bett ist doch eins der schönsten Dinge im Leben. OK, es war das Sofa und eigentlich waren wir doch auch in der Küche. Aber wir kuschelten uns wieder, nackt wie wir waren, unter unsere Bettdecke und bedienten uns gegenseitig. Auf jeden Fall war das die beste Art, in den Morgen zu starten, erst recht, wenn sich unsere Wege danach trennten. Mareikes Taxi wartete schon vor der Tür. Für Vanessa und mich trennten sich die Wege an der Bushaltestelle, da sie einen anderen Bus nehmen muss als ich. Zuvor versprachen wir aber Mareike, so schnell es ging in die Klinik zu kommen.

Das Labor. Was soll ich dazu schreiben? Ah: Hey, heute kam endlich der neue Wasserfilter an, den der Alte noch bestellt hatte. Das Ding ist so schwer, dass wir, Ramona und ich, ihn nur mit dem Hubwagen bewegen konnten. Keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat. Wahrscheinlich wollte er uns einfach nur das Leben schwer machen. Andererseits, ich habe mir die technischen Daten durchgesehen. Das Teil filtert tatsächlich das gesamte Wasser in unserer Anlage mehrmals am Tag durch. Ist schon beeindruckend, aber irgendwie erscheint es mir auch wie ein Overkill. Hatte er vielleicht noch was vor? Die Anlage vergrößern? Mit dem neuen Filter könnten wir wahrscheinlich eine doppelt so große Anlage bauen. Aber bis es so weit ist, binden wir das Ding jetzt erst mal in die neue Anlage ein.
Eins hat Professor Wannler aber wieder mal vergessen: gleich noch einen Satz Verbrauchsmaterial mitzubestellen. Typisch. Also habe ich Ramona darauf angesetzt, als er endlich an Ort und Stelle stand. Das Anschließen habe ich derweil übernommen. Vorsichtshalber habe ich ihn parallel zum alten Filter angeschlossen, damit wir ihn nach und nach in Betrieb nehmen können, und gegebenenfalls auf den Alten umschalten können, falls was schief geht.

Dann war Mittagspause. Meine größte Sorge war, dass ich sie nach all den Wochen mit Vanessa und Mareike, alleine verbringen müsste. Aber Ramona bot mir an, mich zu begleiten. Ich hab mich wohl wieder mal ziemlich blöd angestellt, als ich fragte, warum. Irgendwie hatte ich geplappert, dass Vanessa und Mareike heute verhindert wären, und da fand sie es einfach eine gute Idee. Außerdem wäre sie sonst auch alleine in der Mensa gesessen. Noch blöder war meine Frage, ob da irgendwelche Hintergedanken im Spiel wären. Da brach sie in schallendes Gelächter aus - bejahte aber!
Ich bin das Risiko eingegangen, und nachdem wir durch die Theke durch waren, und einen Platz hatten, fragte ich nach ihren Hintergedanken. Nun, sie wollte reden. Einfach nur reden - und sich bedanken. Mann, ich muss unbedingt lernen, in solchen Situationen schneller zu schalten. Ich begriff erstmal gar nichts. Aber sie erzählte dann, dass sie jemanden kennengelernt habe. Und wieder eine Frage von mir, die nach hinten los ging: "Und, wie heißt der Glückliche?" - "Sie heißt Cassandra. Ich nenn' sie aber Cass oder Cassy (sprich Kass/Kässie). Ihre Eltern sind Griechen, ihnen gehört das Athena."

Wow, ich sah schon wieder jede Menge Fettnäpfchen, in die ich mit Anlauf rein springen könnte. Ich entschied mich, ihr erst mal nur zu gratulieren, und sie dann erzählen zu lassen. Und sie erzählte, erzählte und erzählte. Ich fand es toll! Mittagessen und nebenher eine Geschichte hören - und dann auch noch so eine schöne. Das war fast so schön, wie letzte Woche noch mit Vanessa und Mareike.
Na schön, hier die Zusammenfassung: Also erstmal, sie hat nicht die Seiten gewechselt, sondern nur die andere Seite mit einbezogen. Auslöser hierfür war, laut Ramona, Mareike. Erst die Umarmung, auch wenn es platonisch, oder was auch immer, war, dann aber das Spiel mit ihr im Labor. Sie war damals reichlich verwirrt, weil sie sich bis dahin sowas von hetero fühlte, und plötzlich empfand sie doch schon so viel bei einem Ereignis mit einer anderen Frau. Und das war noch nicht einmal das volle Programm.
Jedenfalls war sie letztes Wochenende wieder mal auf einer Party. Aber sie konnte sich einfach nicht in Partystimmung bringen. Sie hing nur herum, trank, und wartete mehr oder weniger, dass die Party doch noch einen, wie auch immer gearteten, Höhepunkt erreichen würde. Dafür hatte sie aber das niederdrückende Gefühl, dass sich die Jungs dort schon über ihre Anwesenheit freuten: "Juhuuu, was Leichtes zum stechen!".
Zwischendurch wurde sie immer wieder von geilen Erstsemestlern, oder dergleichen, angemacht, die sie aber alle abblitzen ließ. Der Letzte von ihnen beschimpfte sie zum Schluß noch mit "Blöde Lesbe!", bevor er wieder zurück zu seiner Clique ging und einem von ihnen beleidigt einen Fünfer in die Hand drückte. Mit anderen Worten, ein Vollarschloch.
Ramona hatte genug und war schon den Tränen nahe. Sie wollte gerade gehen, da rannte sie in besagte Cassandra. Ramona beschrieb sie schon wie eine griechische Göttin: Athletisch aber kurvig, langes, wallendes, schwarzbraunes Haar, gerade richtig gebräunt, etwas größer als Ramona, ein wenig kantige Gesichtszüge. "Ich glaube, auf sie wäre so manche olympische Göttin neidisch geworden.", witzelte sie, aber ich warf gleich ein: "Vorsicht, Hybris wurde von den Olympiern immer am härtesten bestraft!". Und dann schwärmte sie von den Augen: "Sie hat blaue Augen! Weißt du wie die in ihrem gebräunten Gesicht und eingerahmt von einer fast schwarzen Mähne herausleuchten?". Sie war von Cassandra von Anfang an fasziniert. Auf die Frage von Cassandra, ob sie schon gehen wolle, reagierte sie schnell damit, dass sie sich noch was zu trinken holen wollte. Tja, dumm gelaufen, der "Ausschank" war in der anderen Richtung. Jedenfalls blieb Ramona dann eben doch und hatte ein wirklich anregendes Gespräch mit Cassandra. Bis sich Cassandra plötzlich zu ihrem Ohr hinunterneigte und die Frage aller Fragen stellte: "Willst du mit zu mir kommen?". Ramona wäre beinahe ihr Glas aus der Hand gerutscht. Ihre Hände wurden zittrig, ebenso wie ihre Stimme: "Z..zu d..dir? Jaaah.".

Cassandra schnappte sich erst Ramonas Glas und stellte es beiseite, dann ihre Hand und zog die paralysierte Ramona, ohne sich noch mit Verabschiedungen aufzuhalten, hinaus und zu ihrem Auto. Es ging raus aus der Stadt, Ramona kannte sich normalerweise gut aus, aber ihr Gehirn war wie kurzgeschlossen. Sie hing nur im Beifahrersitz und schmachtete Cassandra neben sich an, und so verlor sie schon nach den ersten paar Kurven die Orientierung. Sie fuhren nicht lange, wahrscheinlich nur in die nächste Ortschaft, und dort zu einem hübschen Bungalow am Ortsrand.
"I..ist das deins?", versuchte Ramona sich wieder etwas an der Realität zu beteiligen. "Ja, meine kleine Datscha.", und schon zog Cassandra Ramona hinein.
Für die Einrichtung hatte Ramona kaum Blicke übrig, aber was sie sah, war eine schicke, moderne Wohnung mit einer großen Glasfront in den Garten. Cassandra platzierte sie auf dem Sofa und holte den beiden noch etwas zum trinken, dann setzte sie sich gleich an Ramonas Seite. Irgendetwas haben sie noch miteinander gesprochen, aber davon kam nicht mehr viel in Ramonas Kopf an. Lediglich, dass Cassandra Eventmanagerin ist, und deswegen öfter mal ein paar Tage irgendwo in der Republik rumreist.

Vollkommen durchgeknallt ist Ramona dann bei der Frage: "Willst du mal das Schlafzimmer sehen?". Vorher zog Ramona noch ihre Pumps aus, und war plötzlich einen guten Kopf kleiner als Cassandra, die den ganzen Abend nur flache Schuhe an hatte. Ramona sah auf zu der Riesin vor sich, die sich gerade zu ihr herunterbeugte und sie sinnlich zu küssen begann. Was danach passierte, wollte mir Ramona nicht mehr im Detail erzählen. Nur so viel: "Wir habens gemacht! Sie hat mich teilweise rumgewirbelt wie ein Spielzeug. Es war wild, es war zärtlich, es war Alles! Und dann bin ich in ihren Armen eingeschlafen.".
Den Sonntag haben sie gleich auch noch zusammen verbracht. Angefangen mit Frühstück im Bett, reichlich Zärtlichkeiten, einem Spaziergang im Dorf, Mittagessen im Dorflokal und noch mehr Zärtlichkeiten. Der Abschluss bildete dann ein gemütlicher Abend mit Wein und Gequatsche auf dem Boden vor dem offenen Kamin. Weiter flüsterte sie mir dann zu: "Wir haben uns gegenseitig ausgezogen, und uns dann nackig ganz eng in eine Decke gewickelt!". Und Ramona hätte schwören können, dass sie danach in Cassandras Armen eingeschlafen ist. Wach wurde sie aber in Cassandras Bett.
"Ich glaube, ich bin verliebt! Sie hat mich dann heute Morgen in die Hochschule gefahren.", Ramonas Blick war verträumt, und plötzlich strahlte sie übers ganze Gesicht und ihre Stimme wurde freudig und glockenhell: "Wir daten jetzt! Heute Abend Kino, und das Wochenende will sie auch mit mir verbringen!". Sie war überglücklich, und hat nur noch gegrinst.

Nachdem sie mir diese Geschichte erzählt hatte, war sie so aufgeregt, dass sie sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren konnte. Den frühen Nachmittag habe ich sie dann teilweise einfach damit beschäftigt, mir zur Hand zu gehen. Werkzeug reichen, Kaffee holen, das lief noch reibungslos.
Wenigstens hatte sie sich, nachdem ich den Filter angeschlossen hatte, so weit beruhigt, dass sie doch noch das Verbrauchsmaterial suchen konnte. "Willst du heute nochmal früher gehen? Heute kommt eh keiner mehr.", fragte sie. Ich sollte nicht, aber sie fragte so nett. Und natürlich machte ich mir auch Sorgen um unsere WG. Vielleicht auch um Xiaoli. Und ein bisschen mehr Freizeit? Ich rang ihr noch das Versprechen ab, sämtliches Material heute noch zu bestellen. Ich wünschte ihr noch ein schönes Wochenende und machte mich dann auf den Weg. Ich war schon wieder gespannt, was Mareike über ihren Tag zu erzählen hätte.

Gut, es hat nicht nur Vorteile, früh Feierabend zu machen: Frank war allein auf seinem Zimmer. Andrea und Vanessa waren noch bestimmt zwei Stunden bei der Arbeit, und danach mussten sie auch erst noch mit den Öffies fahren - das konnte dauern. Andererseits konnte ich so ungestört noch einmal mit Frank reden. "Und hast du die Probe schon abgegeben?", wollte ich schließlich wissen, und er verdrehte die Augen.
Bei dem, was wir inzwischen voneinander gesehen haben, gibt es wohl kaum noch etwas zu verheimlichen. Jedenfalls hat er dann erklärt, dass ihm Andrea heute Morgen die Probe abgenommen hätte, mit einem herrlichen Ausritt, wie er zufrieden grinsend hinzufügte. Den Becher habe dann Andrea befüllt, indem sie sich über ihn hockte. "Ähm, verunreinigt das nicht die Probe?", war ich mir unsicher. Aber Frank argumentierte, was drin sein müsse, ist drin. Und ein bisschen mehr.
Die Probe sei danach jedenfalls ins Labor gegangen zur Untersuchung, Sterilisation und Konservierung. Der Arzt, der sie abholte, hat gemeint, sie wollen hier im Krankenhaus wenigstens sicherstellen, dass keine Keime übertragen werden und nicht jemand ungewollt schwanger wird. Komisch, ich dachte sie verabreichen das Zeug oral.

Jedenfalls wurden Andrea und Frank zu einem Test eingeladen, den die Ärzte mit Xiaoli machen wollten. Mich und Vanessa im Übrigen auch, da Mareike den Test durchführen sollte. Wenn alle da wären, könnte es losgehen.
Bis dahin wollte Frank aber noch etwas raus an die frische Luft, also habe ich ihn in die kleine Grünanlage zwischen den Gebäuden begleitet. Weit ist er nicht gekommen, dann musste er sich auf die nächste Bank setzen, in der Hoffnung, dass die Welt aufhört, sich um die falsche Achse und auch noch viel zu schnell zu drehen. "Ich bin heute Nacht schweißgebadet aufgewacht.", kam er unvermittelt heraus, "Xiaoli, nein, der Zombie hat mich wieder überfallen.". Ich sagte erst mal nichts, ich wusste auch nicht, ob ich etwas Sinnvolles hätte sagen können. Weiter erzählte er, dass Andrea ihn erst wieder beruhigen musste, damit beide weiterschlafen konnten.
"Sie wollen nachher sehen, ob eine Chance besteht, einen Wiedergäger von seinem Opfer zu entwöhnen. Wenn es nicht klappt, müssen wir einen Weg finden, wie Xiaoli weiter leben kann, obwohl sie dann von mir abhängig wäre.", Frank ließ den Kopf zwischen den Schultern hängen und starrte zu Boden. Tausend Fragen trieben ihm durch den Kopf. Wie könnte das funktionieren? Muss Xiaoli dann immer in seiner Nähe leben? Oder vielleicht sogar im gleichen Haushalt? Und was ist mit Andrea?
Fest stand für ihn, dass Andrea seine Frau fürs Leben war, und er ihr einen Antrag machen werde, sobald sie beide im Berufsleben wären. Er meinte, er habe seit langem ein wunderbares Bild im Kopf, wie er neben ihr vor dem Altar steht und sie sich beide das Ja-Wort geben. Aber seit zwei Tagen ist das Bild zu einem Puzzle zerfallen. Und es sind Teile dazugekommen, die er irgendwie nicht mit den Anderen verbinden kann. Auf den Teilen ist Xiaoli.

Ich versuchte, ihm die Hoffnung zu geben, dass der Test vielleicht ergibt, dass Xiaoli auf andere Art weiterleben kann. Irgendwie hatte ich aber selbst Zweifel an dieser Hoffnung.
Aus unserer Philosophiestunde wurden wir durch eine Nachricht von Vanessa gerissen: "Wo seid ihr? Andrea und ich warten, und die Ärzte wollen den Test beginnen.". Ich schrieb schnell zurück, dass wir uns bei Xiaoli treffen, und half dann Frank, sich durch die für ihn weiterhin falsch drehende Welt zu bewegen.

Also, was sollte das für ein Test sein? Wir wurden alle in einen Nebenraum geführt, wo auf zwei großen Monitoren an der Wand die Bilder aus Xiaolis Zimmer live gezeigt werden sollten. In dem Raum hatten sich auch schon einige Weißkittel, sowie Leute in normaler Kleidung eingefunden. Nach der Vorstellungsrunde, wussten wir dann auch, dass das größtenteils Psychologen und ein paar Professoren von der Hochschule waren, deren Fachgebiet auch Amnesie, oder Verhaltensforschung waren. Sowie ein Sinologe, falls Xiaoli etwas chinesisches von sich gibt. Danach setzten sich alle, und wir bekamen vier Plätze in der ersten Reihe.
Der Arzt, Doktor Hanssen, der auch gestern schon größtenteils den Ton angab, erklärte den Versammelten dann den geplanten Ablauf des Tests. Der Testperson (Xiaoli) sollten von ihrer persönlichen Betreuerin (Mareike) zwei Tabletts gereicht werden. Auf jedem Tablett stünden elf Becher, in denen zehn aufbereitete Proben von unterschiedlichen Personen verteilt waren. Der elfte Becher, auch mit der Nummer elf versehen, enthält nur Wasser und dient der Betreuerin als Demonstrationsobjekt. Auf dem zweiten Tablett wären ebenso zehn weitere Proben, wobei eine davon von ihrem Opfer (Frank) stamme. Der Test werde als Doppelblindtest durchgeführt. Die Liste der Zuordnung der Becher zu den Spendern, wäre in einem Umschlag, den er in der Tasche hatte, und dann vor den Monitoren auf einen Tisch legte.

Dann sagte er zu einer Schwester, dass der Test beginnen könne und schaltete die Monitore ein. Ich glaube, wir vier mussten unweigerlich zumindest lächeln, als wir Mareike in einer Schwesternuniform sahen. Von oben bis unten ganz in Blau. Blaues Shirt, blaue Hose, blaue Gummischuhe. Ich glaube, ich hatte Mareike noch nie in einer Hose gesehen, nicht einmal vor dem Kometen. Wenigstens etwas bekanntes hatte sie noch an: ihr Halsband.
Sie saß Xiaoli gegenüber, und hielt deren Hände, während sie beruhigend auf sie einsprach: "Wir werden dich hier rausholen, und dann hast du wieder eine Familie.", war ihr letzter Satz, als ihr jemand von der Tür aus sagte, dass der Test beginnen könne. Mareike klappte das Tischchen an Xiaolis Bett hoch, stand auf, ging kurz aus dem Bild, kam mit einem grünen Tablett mit Bechern zurück, und stellte es auf das Tischchen. Dann nahm sie den Becher mit der Nummer elf, roch daran, nahm ein Schlückchen, verkostete wie einen guten Wein, und schüttete schließlich den Rest auch noch in sich hinein. Mit einer Geste forderte sie dann Xiaoli auf, das Selbe zu tun.

Wir vier beugten uns vor, als ob wir so viel mehr sehen könnten. Andrea und Frank hielten sich die Hände vor den Mund. Ich glaube Andrea hat auch mindestens an einem Finger geknabbert. Dann griff Xiaoli nach einem Becher. Andrea und Frank hielten die Luft deutlich hörbar an. Xiaoli roch daran - und stellte ihn wieder zurück. Andrea und Frank atmeten wieder.
Mareike versuchte, Xiaoli noch von einem zweiten Versuch zu überzeugen, aber auch hier - nichts. Schließlich ließ sich Xiaoli rückwärts auf das aufgestellte Bett fallen, und drehte den Kopf weg. Mareike machte ein enttäuschtes Gesicht, nahm das Tablett und verschwand wieder aus dem Bild. Zurück kam sie mit einem blauen Tablett.
Wieder das gleiche Spielchen, sie nahm den Becher mit der Nummer elf, roch daran, probierte und trank ihn aus. Diesmal ließ sich Xiaoli aber gleich wieder zurückfallen und drehte den Kopf weg. Ein Raunen ging durch den Raum. Wir vier starrten aber weiter auf die Monitore, auf denen Mareike nun mutlos die Schultern hängen ließ. Wenn Xiaoli gar keine Probe annahm, wie könnte es dann überhaupt mit ihr weiter gehen? Ich sah mir die anderen Drei an. Alle machten einen besorgten Gesichtsausdruck, und schließlich rann Andrea auch noch eine Träne über die Wange, während sie deutlich schniefte.

Mareike wollte gerade das Tablett wieder nehmen, als Xiaoli den Kopf herumriß. Mareike zuckte gleich zurück und hielt sich nun, genau wie wir, gespannt die Hände vor den Mund. Xiaoli schien etwas zu suchen, sie griff einen Becher, roch, und ließ ihn aufs Tablett fallen. Bei einem zweiten Becher ebenso. Der dritte Becher war aber offensichtlich anders: Sie roch daran, schloss die Augen und ließ es auf sich wirken. Dann - schwupp, der Becher war an ihrem Mund und schon leer. Danach hielt sie ihn fest, als wäre es ihr wertvollster Besitz.
Mareike stellte erst mal das Tablett zurück. Sie setzte sich dicht vor Xiaoli, lächelte sie an und strich ihr über die Wange: "Gibst du mir bitte den Becher?". Zögernd stellte Xiaoli schließlich den Becher in Mareikes geöffnete Hand.

Mareike nahm sie noch einmal kurz in den Arm, dann ging sie zur nächsten Kamera und hielt den Becher so hin, dass man deutlich die Nummer erkennen konnte: 4.
Doktor Hanssen schaltete die Monitore aus. Er nahm den Umschlag und gab ihn Frank: "Ich finde, sie sollten als erster erfahren, wem die Probe gehörte.". Frank griff mit zittrigen Händen nach dem Brief, sah ihn kurz an und gab ihn Andrea: "Bitte mach du das.". Andrea war fast noch zittriger als Frank und zerknitterte das Papier beim Rausholen.
"Bitte suchen sie nach 'Blaues Tablett, Becher 4'.", sagte Doktor Hanssen zu Andrea, die das Blatt nahe ans Gesicht hielt, um durch die Tränen noch etwas zu sehen: "Frank, da steht dein Name!", Andrea kippte zur Seite und ließ sich von Frank auffangen, bevor sie ihr Schluchzen nicht mehr zurückhalten konnte.

Was haben wir uns eigentlich vorgemacht? Das Ergebnis war doch von vornherein klar, oder? Ich meine, gestern hat Doktor Hanssen doch schon gesagt, dass die Wiedergänger nur noch auf die Sexualstoffe derjenigen reagieren, die sie zu dem gemacht hatten. Warum hätte das jetzt anders sein sollen?

"Doktor Polder, das ist ein Fall für sie. Den Rest bitte ich, den Raum zu verlassen.", damit beendete Doktor Hanssen den Versuch und gestikulierte uns auch hinaus. Die ganzen Weißkittel zogen von dannen, aber alle in die gleiche Richtung. Wahrscheinlich besprachen sie sich jetzt erst einmal. Doktor Hanssen sprach noch kurz mit Vanessa und mir vor dem Raum, während sich drinnen Doktor Polder, ein Psychologe, um Andrea und Frank kümmerte. Sein Fachgebiet war Beziehungspsychologie.
Und, wie geht es jetzt weiter? Doktor Hanssen meinte, dass es das Einfachste wäre, wenn Xiaoli in der Nähe von Frank bleiben könnte. Das Einfachste? Frank ist womöglich traumatisiert, und für Andrea ist es wahrscheinlich kaum eine verlockende Aussicht, den Mann, den sie liebt, mit einer anderen zu teilen.
Normalerweise, meinte er, bräuchte so ein Fall Monate, wenn nicht Jahre um gelöst zu werden, aber es müsste sich in einer Woche entscheiden, besser noch früher, wenn Xiaoli weiter leben soll.

Er verabschiedete sich schließlich mit dem Hinweis, wir sollten zu Mareike gehen, da sie jetzt sowieso Feierabend machen könne. Danach könnten wir in Franks Zimmer auf ihn warten. Auf zu Mareike und Xiaoli. Vorsichtig betraten wir das Zimmer, wir wollten Xiaoli nicht verunsichern. Die zierliche Asiatin saß auf der Kante ihres Bettes und Mareike kämmte ihr die Haare: "Hat Xiaoli den Test gut gemacht?" - "Ich glaube, Frank und Andrea haben da eine andere Meinung", bedauerte Vanessa.
Mareike beendete noch ihre Arbeit und band Xiaoli wieder die Haare zusammen. Dann dirigierte sie sie noch unter die Bettdecke und drückte sie zum Abschied: "Ich komme Morgen wieder, dann machen wir weiter, ja?" - "Mareike kommt wieder?", piepste Xiaoli schon fast. Mir fiel auf, dass Xiaoli dabei das "R" in "Mareike" richtig artikulierte. Mareike setzte ihr zuckersüßestes Lächeln auf: "Ja, versprochen, gleich Morgen früh bin ich wieder da. Iss was, ja?". Ein Tablett leckerer Krankenhauskost (Ironiealarm!) stand draußen schon bereit und wurde von Mareike noch schnell vor Xiaoli gestellt.

Mareike wirkte auf dem Gang überglücklich. Ein Blick durch das Fenster zeigte uns, wie Xiaoli etwas unbeholfen mit Brot, Wurst und Käse hantierte, es sich aber doch irgendwie in den Mund schob. Stolz wie Bolle hüpfte Mareike vor dem Fenster und fiel Vanessa schließlich um den Hals: "Es ist noch alles da! Es muss nur wieder freigelegt werden!". Ihre gute Laune war einfach ansteckend. Vielleicht hätten Andrea und Frank besser fünf Minuten mit Mareike verbracht, statt eine Stunde mit Doktor Polder.
Vanessa drückte sie sanft von sich weg, hob Mareikes Arme zur Seite und bewunderte den schlichten, blauen Zweiteiler: "Hey, du siehst aus wie eine echte Krankenschwester! Schick!" - "Ach die ollen Klamotten.", strahlte Mareike weiter, "Weißt du, wann ich das letzte Mal eine Hose an hatte? Das weiß ich schon selbst nicht mehr!". Schnell schlüpfte sie in der Personalumkleide wieder in ihr Kleid und begleitete uns in Franks Zimmer, wo wir warteten, bis er mit Andrea endlich wieder kam. Nebenher konnten wir uns anhören, was heute in der Klinik vor sich ging.

Also, nach gut zwei Stunden Einweisung in die Sicherheitsregeln des Krankenhauses, diversen Formularen und dem Einkleiden in die Schwesterntracht, wurde Mareike endlich zu Xiaoli durchgelassen. Angeblich hatte sich ihr Pflegekind seit gestern Abend wieder keinen Millimeter bewegt. Aber als Mareike das Zimmer betrat, rührte sie sich endlich wieder. Nach Beratschlagungen der Ärzte, fanden sie es erst mal das Beste, wenn Mareike einfach nur Zeit mit Xiaoli verbringen würde. Vielleicht wusste sie instinktiv, was das Beste in dieser Situation war.
Mareike jedenfalls dachte sich nichts dabei, setzte sich neben Xiaoli und ließ die kleine Asiatin, wie gestern, an sie kuscheln. Als nächstes plapperte sie einfach mal drauf los, fragte hier und da mal eine Kleinigkeit, oder streichelte Xiaolis Kopf. Bis sie sich entschloss, ihr die ersten Worte zu entlocken. Mareike meinte, dass das doch nicht so schwer sein könne. Also setzte sie sich Xiaoli gegenüber und begann mit ihrem Namen, den sie Silbe für Silbe vorsprach. - Nichts. Aber Xiaoli sah zumindest interessiert aus. Nochmal versuchte sie es: "Ma-rei-ke" - "M..mmaah", Xiaoli schien überrascht zu sein, dass da was in ihrem Hals vibrierte, "raaai .. kh". Mareike freute sich da schon gewaltig und übte weiter mit Xiaoli, bis ihr Name flüssig lief.
Plötzlich landete eine zarte, asiatische Hand auf Mareikes Brust: "Mareike". Dann bewegte sich die Hand zurück an Xiaolis Brust und ein fragender Blick traf Mareike. Die Allochondrien haben ganze Arbeit geleistet. Selbst den Zugang zu ihrem eigenen Namen haben sie Xiaoli versperrt. Also war das für Mareike als nächstes dran. Nach ein paar Versuchen, schien Xiaoli ihren Namen zurückerhalten zu haben. Bei so schnellen Erfolgen, entschied sich Mareike, den Sprachunterricht erst mal fortzusetzen.

Bald aber bemerkte Mareike eins: Xiaoli ergänzte immer wieder mit Worten, die Mareike noch gar nicht verwendet hatte. Auch die Lerngeschwindigkeit war atemberaubend. Schon kurz vor Mittag war ein klein wenig Verständigung möglich, und der erste, wirklich kleine, Smalltalk auch.
Was Mareike bis dahin nicht wusste, war, dass die Zwei in dem Raum nicht so ganz alleine waren. Die Horde von Weißkitteln und Psychologen verfolgte alles live in dem Raum mit, in dem Andrea, Vanessa, Frank und ich später den Test miterlebten. Deswegen wurde Mareike auf dem Gang aufgehalten, gerade als sie zum Mittagessen in die Kantine wollte. Doktor Hanssen und eine Schwester brachten ihr zwei Tabletts Krankenhausfutter. Sie sollte versuchen, ob Xiaoli richtig essen könne, damit man sie vom Tropf nehmen könnte.
Auch das meisterten die Beiden nach ein paar Anlaufschwierigkeiten: Mareike berichtete, dass die ersten Happen, die Xiaoli mit dem Löffel nahm, neben ihrem Mund landeten. Deswegen gab es für den Anfang auch weder Gabel, noch Messer, dafür aber lecker Rahmspinat.
Nach dem Mittagessen wurde Mareike schließlich in den Test eingewiesen, und wartete dann bei Xiaoli, bis es los ging.

Zuvor musste aber noch etwas Unangenehmes erledigt werden: Eine Krankenschwester kam mit einer dicken Tasche unter dem Arm herein und fragte Mareike gleich, ob sie ihr zur Hand gehen würde. "Wobei denn?", fragte Mareike neugierig. "Die Wiedergänger gehen nicht auf die Toilette. Da hilft nur eins: Windeln.", damit zog die Schwester eine übergroße, noch gefaltete Windel aus der Tasche und hielt sie vor Mareike. Mareike sah Xiaoli mitleidig an: "Ich mache das. Können sie mir helfen?". Gedanklich machte sich Mareike eine Notiz: Ab morgen Töpfchentraining!
Xiaoli ließ die Prozedur kommentarlos über sich ergehen, und arbeitete sogar mit. Mareike hoffte, dass sie die Erinnerung "Aufs Klo gehen" schnell bei Xiaoli freischalten könnte. Eine erwachsene Frau wickeln - das geht doch nicht!
Wenigstens wurde das abendliche Wickeln wieder von der Nachtschwester übernommen, und keiner von uns musste es bezeugen.

Andrea und Frank kamen mit ernster Mine, aber wenigstens gefasst, ins Zimmer. Sie erklärten, dass Frank eigentlich morgen schon die Klinik verlassen könnte, aber die Zwei wurden gebeten, doch noch länger zu bleiben, am besten noch die ganze nächste Woche. Mindestens aber bis Mittwoch. Morgen soll noch ein weiterer Test stattfinden, für den Frank dringend benötigt wird. Die Ärzte wollten eigentlich nichts verraten, aber Andrea hat damit gedroht, dass sie sonst heute noch ihre Koffer packen und verschwinden, dann erst gaben die Ärzte zu, dass sie Frank zu Xiaoli ins Zimmer bringen möchten, um zu sehen, ob sich daraus eine Reaktion ergibt. "Die Reaktion kann ich mir schon vorstellen - ich krieg' eine Panikattacke!", brummte Frank. Dennoch wollte er es wagen. Aber nur in Begleitung der ganzen WG. Eigentlich betraf das sowieso nur noch Vanessa und mich. Andrea war eh dabei, und Mareike ist die "persönliche Betreuerin" von Xiaoli.

Dieser nächste Test soll morgen gegen 10 Uhr stattfinden. Die Weißkittel sitzen so auf heißen Kohlen, dass sie ihn am liebsten schon um Acht machen würden, aber Andrea und Frank haben protestiert: "Morgen ist Samstag! Ein wenig wollen wir wenigstens ausschlafen!". Mit "wir" meinten sie auch Vanessa, Meireike und mich. Allerdings kam Mareike nicht drumrum, doch schon um Acht in der Klinik zu sein. Sie hatte sich ja mit den Ärzten, Psychologen und restlichen Experten, um Xiaoli zu kümmern. Außerdem wollen sie sicherstellen, dass Alles bereit ist.
Mareike zuckte dabei mit den Achseln: "Egal, ich tue was Gutes, und solange es Xiaoli hilft ...". Was für ein Engel.

Ich wusste zum Schluss nicht mehr, wen dieser ganze Vorfall eigentlich mehr traf: Andrea oder Frank? Frank hatte einen gebrochenen Arm, eine Gehirnerschütterung, eine angeknackste Nase, Prellungen, Schürfungen und des nachts Albträume. Aber Andrea? So habe ich sie noch nie erlebt. Gedankenverloren kuschelte sie sich im Krankenhausbett an Franks Seite und legte den Kopf auf seine Brust. Kuscheln ist dabei eigentlich auch das falsche Wort, klammern trifft es eher. Oft war ihr Blick dabei in die Ferne jenseits des Fensters gerichtet, während stille Tränen auf Franks Shirt rollten. Als wir uns verabschiedeten, prangte auf seinem Oberteil schon ein großer, dunkler Wasserfleck, und ich bin mir sicher, dass er für heute noch nicht seine Maximalgröße erreicht hatte.

Ich hätte nie gedacht, dass Andrea so sehr an Frank hängt. Ich meine, natürlich lieben sich die beiden, aber ich glaube, das was ich sah, waren tiefe Verlustängste. Ich hoffe nur, dass Frank sie von seiner Treue überzeugen kann. Sowas kann ganz schnell auch in echt widerliche Eifersucht umschlagen. Und die Konfrontation morgen macht das bestimmt nicht besser.

Und was machen meine zwei Liebsten heute Abend? Mareike hat sich vorgenommen, so schnell wie möglich, so viel wie möglich von Xiaolis guten Erinnerungen freizulegen. Deswegen sind die Beiden in Xiaolis Wohnung auf "Schatzsuche" gegangen. Sie suchen nach Gegenständen, von denen sie vermuten, dass sie einen emotional positiven Einfluss auf Xiaoli haben. Vielleicht ein Foto, ein altes Kuscheltier, oder dergleichen. Ich bin mal gespannt, womit sie zurückkommen. Oder ich helfe ihnen noch ein wenig dabei.
Mein Ziel für heute Nacht ist es jedenfalls, wieder im Bett zu schlafen.

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