Freitag 12. August
Der gestrige Abend war phantastisch. Genau das, was wir Drei nach all der Aufregung und den Herausforderungen brauchten.
Vanessa und Mareike sahen sich "Top Secret" an, und ich kam gerade
dazu, als die Szene lief, die komplett im Rückwärtsgang gedreht wurde.
Aber das war nur das, was ich vom Flur aus sah. In der Küche wurde mir
erst richtig warm ums Herz, als ich die Beiden eng umschlungen und
lachend auf dem Sofa sah. Weil es inzwischen ein wenig kühl geworden
war, hatten sie sich unter unsere Bettdecke gekuschelt. Ich wollte mich
gerade zu ihnen legen, da hielt mich Vanessa auf: "Hey, keine Klamotten
unter der Bettdecke!". Also schnell ins Zimmer, ausziehen, und zurück zu
meinen Liebsten. Moment mal! Ist Vanessa dann auch nackig in der Küche?
Ich kuschelte mich schnell hinter Mareike, und legte meinen Arm
unter der Decke um die Zwei. Dabei landete meine Hand "aus Versehen" auf
Vanessas Brust. Wunderbar weiche Haut, keine Textilien - herrlich.
Kurz sah sie mich an, als meine Finger ihre harte Knospe gefunden
hatten, und zärtlich damit spielten. Ihr Blick sagte aber eindeutig:
"Böser Junge - mach weiter!", während Mareike zwischen uns wieder
lachte.
Irgendwann drehte sie sich nochmals um, sah aber nicht mich an,
sondern Mareike. Zunächst wusste ich nicht, was das sollte, aber dann
platzierte Vanessa auch noch ein Bein zwischen Mareike und mir. Keine
Ahnung, was Mareike genau tat, aber auf der Decke zeichnete sich ab,
dass ihr Arm eindeutig auf Vanessas Schritt zeigte.
Es dauerte nicht mehr lange, und Vanessa lachte nicht mehr mit uns
über den Film. Stattdessen bemerkte ich, wie ihre Atmung tiefer und
schneller wurde. Immer wieder war wohliges Summen von ihr zu hören.
Mit einem Ruck drehte sie sich plötzlich um: "Das reicht jetzt! Entweder ihr machts mir jetzt richtig, oder ich nehme mir einfach, was ich brauche!", fauchte sie uns gespielt böse an. Danach stieß sie mich von Mareike weg und schwang sich über ihren Kopf: "Na los Schwesterchen! Ich will deine Engelszunge spüren! Und ich will, dass du kommst, so oft wie du nur kannst. Ich will deine Höhepunkte tief in mir spüren.", und drückte auch schon ihr feuchtes Heiligtum auf Mareikes Mund. Mich blitzte sie danach nur noch an: "Und du gibst meinem Schwesterchen ihre Belohnung für ihre tolle Arbeit heute! Tief und fest mag sie es!", und nach unten: "Stimmts?". Von dort kam nur noch zustimmendes Summen.
Na dann war ja alles klar! An diesem Abend hatte ich also meine Dienerin zu bedienen. Gerne doch! Aber erst noch für genügend Schmierung sorgen. Also tauchte ich unter die Decke ab und machte mich mit dem Mund auf den Weg zwischen Mareikes Beine. Aber nicht ohne jede Menge Zwischenhalte. An ihren Brüsten, die ich mir auch links und rechts ans Gesicht drückte, während ich ihr einen Kuss aufs Brustbein gab. Und sie roch da so gut. Dann die sanfte Ebene ihres Bauches, mit dem süßen Bauchnabel darin. Den muss man doch einfach mit der Zunge erforschen. Dann zum Abschluß noch ihr sanfter Venushügel. Und schließlich ihre duftende Weiblichkeit, die von ihrer frechen Lustknospe gekrönt war. Da hielt ich es selbst nicht mehr aus, und stürzte mich darauf wie ein Verdurstender auf eine Oase. Leckend, küssend, saugend, bis Mareikes Lust deutlich neben der von Vanessa durch den Raum schallte. Mareikes Orgasmus ging direkt auf Vanessa über, und von dort scheinbar wieder zurück zu Mareike. Jedenfalls liefen so die Schauer durch die Beiden durch.
Schnell wieder höher! Mein bestes Stück tat schon fast weh vor Vorfreude. Ich bog noch schnell Mareikes Beine nach oben, und versenkte mich dann so tief es nur ging in ihr. Was für ein Gefühl, ich schloß die Augen und genoss noch einmal das feucht-heiße Gefühl in ihr. Dann aber trieb ich uns beide, wie gewünscht, mit tiefen und festen Stößen in die Höhen der Lust. Vor mir zuckte und stöhnte Vanessa, die sich inzwischen an der Rückenlehne des Sofas festhalten musste, um nicht vor Lust herunterzufallen. Manchmal sah ich auch, wie sie unter sich griff, um Mareikes Mund noch tiefer in sich hinein zu drücken.
Schade, dass Vanessa mit dem Rücken zu mir auf Mareikes Mund saß.
Zu gerne hätte ich ihr einen intensiven Kuss aufgedrückt, als ich tief
in Mareike kam, und sie ihren Höhepunkt in Vanessa schrie.
Danach blieb ich einfach noch ein Weilchen in Mareike, während ich
mich von hinten an Vanessa klammerte. Mareike hatte wieder ihre Arbeit
aufgenommen, und bald schon erfüllten die Geräusche eines weiteren
Orgasmus von Vanessa den Raum.
Während ich von einer mehr als angenehmen Zufriedenheit
durchströmt wurde, und Mareike wohlig erschöpft unter uns lag, wurde
Vanessa nochmals aktiv. Wieder schob sie mich von Mareike herunter und
platzierte sich nun selbst zwischen deren Beine: "Ich will auch noch was
davon haben!". Und schon lutschte und leckte sie in Mareikes Döschen
herum. Ich hingegen legte mich neben Mareike und zog sie für eine
leidenschaftliche Küsserei an mich heran.
Nicht lange, und sie stöhnte mir einen weiteren Höhepunkt in den Mund, den ich gierig in mich aufsog.
Dann wurde es dunkel. Vanessa hatte das Licht gelöscht und den Fernseher aus gemacht. Sie warf noch die Rückenpolster des Sofas auf den Boden und zog die Decke über uns drei: "Scheiß drauf, wir sind allein in der Wohnung. Lasst uns heute Nacht hier schlafen, ich habe keine Lust mehr, mich jetzt noch ins Bett zu schleppen.". Mareike kicherte nur zwischen uns, während wir uns dicht an sie drängten und wir uns dann gegenseitig noch ein paar Gute-Nacht Küsschen gaben. Dann war es wirklich dunkel.
Also, einen Vorteil hat es schon, in der (Wohn-)Küche zu
schlafen. Man ist morgens deutlich schneller am Kaffee. Der Nachteil:
Ich wurde eben vom gurgeln der Kaffeemaschine geweckt und nicht von den
Zärtlichkeiten meiner Liebesdienerin. Als sie sich umdrehte und sah,
dass ich schon vor Vanessas Füßen an der Sofakante saß, zog sie wieder
ihren süßen Schmollmund: "Neeee, ich wollte euch doch aufwecken.".
Sie kam mit meiner dampfenden Kaffeetasse zu mir, doch ich stellte
sie zur Seite, schnappte mir stattdessen Mareike an der Hüfte und zog
sie auf meinen Schoß: "So ganz wach bin ich noch nicht.". Sie grinste,
griff zwischen uns und führte sich meine Morgenerektion ein. Wild
küssend, ritt sie uns danach zu einem gemeinsamen Höhepunkt, dessen
Nebengeräusche auch Vanessa weckten: "Hey, ihr fangt ohne mich mit dem
Frühstück an!", protestierte sie. Und schon hüpfte Mareike von mir
herunter und warf sich zwischen Vanessas Beine.
Kaum hatte ich den ersten Schluck aus meiner Kaffeetasse genommen,
hörte ich Vanessa wieder heftig aufstöhnen, während ihr Körper Mareike
entgegen bockte.
"Na, bist du jetzt auch wach?", grinste Mareike Vanessa an. "Und
wie! Komm her Schätzchen!", und Vanessa drückte Mareike einen dicken
Kuss auf den verschmierten Mund, "Ich liebe dich und deine Zunge.".
Frühstück im Bett ist doch eins der schönsten Dinge im Leben. OK, es war das Sofa und eigentlich waren wir doch auch in der Küche. Aber wir kuschelten uns wieder, nackt wie wir waren, unter unsere Bettdecke und bedienten uns gegenseitig. Auf jeden Fall war das die beste Art, in den Morgen zu starten, erst recht, wenn sich unsere Wege danach trennten. Mareikes Taxi wartete schon vor der Tür. Für Vanessa und mich trennten sich die Wege an der Bushaltestelle, da sie einen anderen Bus nehmen muss als ich. Zuvor versprachen wir aber Mareike, so schnell es ging in die Klinik zu kommen.
Das Labor. Was soll ich dazu schreiben? Ah: Hey, heute kam
endlich der neue Wasserfilter an, den der Alte noch bestellt hatte. Das
Ding ist so schwer, dass wir, Ramona und ich, ihn nur mit dem Hubwagen
bewegen konnten. Keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat.
Wahrscheinlich wollte er uns einfach nur das Leben schwer machen.
Andererseits, ich habe mir die technischen Daten durchgesehen. Das Teil
filtert tatsächlich das gesamte Wasser in unserer Anlage mehrmals am Tag
durch. Ist schon beeindruckend, aber irgendwie erscheint es mir auch
wie ein Overkill. Hatte er vielleicht noch was vor? Die Anlage
vergrößern? Mit dem neuen Filter könnten wir wahrscheinlich eine doppelt
so große Anlage bauen. Aber bis es so weit ist, binden wir das Ding
jetzt erst mal in die neue Anlage ein.
Eins hat Professor Wannler aber wieder mal vergessen: gleich noch
einen Satz Verbrauchsmaterial mitzubestellen. Typisch. Also habe ich
Ramona darauf angesetzt, als er endlich an Ort und Stelle stand. Das
Anschließen habe ich derweil übernommen. Vorsichtshalber habe ich ihn
parallel zum alten Filter angeschlossen, damit wir ihn nach und nach in
Betrieb nehmen können, und gegebenenfalls auf den Alten umschalten
können, falls was schief geht.
Dann war Mittagspause. Meine größte Sorge war, dass ich sie nach
all den Wochen mit Vanessa und Mareike, alleine verbringen müsste. Aber
Ramona bot mir an, mich zu begleiten. Ich hab mich wohl wieder mal
ziemlich blöd angestellt, als ich fragte, warum. Irgendwie hatte ich
geplappert, dass Vanessa und Mareike heute verhindert wären, und da fand
sie es einfach eine gute Idee. Außerdem wäre sie sonst auch alleine in
der Mensa gesessen. Noch blöder war meine Frage, ob da irgendwelche
Hintergedanken im Spiel wären. Da brach sie in schallendes Gelächter aus
- bejahte aber!
Ich bin das Risiko eingegangen, und nachdem wir durch die Theke
durch waren, und einen Platz hatten, fragte ich nach ihren
Hintergedanken. Nun, sie wollte reden. Einfach nur reden - und sich
bedanken. Mann, ich muss unbedingt lernen, in solchen Situationen
schneller zu schalten. Ich begriff erstmal gar nichts. Aber sie erzählte
dann, dass sie jemanden kennengelernt habe. Und wieder eine Frage von
mir, die nach hinten los ging: "Und, wie heißt der Glückliche?" - "Sie
heißt Cassandra. Ich nenn' sie aber Cass oder Cassy (sprich
Kass/Kässie). Ihre Eltern sind Griechen, ihnen gehört das Athena."
Wow, ich sah schon wieder jede Menge Fettnäpfchen, in die ich mit
Anlauf rein springen könnte. Ich entschied mich, ihr erst mal nur zu
gratulieren, und sie dann erzählen zu lassen. Und sie erzählte, erzählte
und erzählte. Ich fand es toll! Mittagessen und nebenher eine
Geschichte hören - und dann auch noch so eine schöne. Das war fast so
schön, wie letzte Woche noch mit Vanessa und Mareike.
Na schön, hier die Zusammenfassung: Also erstmal, sie hat nicht die
Seiten gewechselt, sondern nur die andere Seite mit einbezogen. Auslöser
hierfür war, laut Ramona, Mareike. Erst die Umarmung, auch wenn es
platonisch, oder was auch immer, war, dann aber das Spiel mit ihr im
Labor. Sie war damals reichlich verwirrt, weil sie sich bis dahin sowas
von hetero fühlte, und plötzlich empfand sie doch schon so viel bei
einem Ereignis mit einer anderen Frau. Und das war noch nicht einmal das
volle Programm.
Jedenfalls war sie letztes Wochenende wieder mal auf einer Party.
Aber sie konnte sich einfach nicht in Partystimmung bringen. Sie hing
nur herum, trank, und wartete mehr oder weniger, dass die Party doch
noch einen, wie auch immer gearteten, Höhepunkt erreichen würde. Dafür
hatte sie aber das niederdrückende Gefühl, dass sich die Jungs dort
schon über ihre Anwesenheit freuten: "Juhuuu, was Leichtes zum
stechen!".
Zwischendurch wurde sie immer wieder von geilen Erstsemestlern, oder
dergleichen, angemacht, die sie aber alle abblitzen ließ. Der Letzte
von ihnen beschimpfte sie zum Schluß noch mit "Blöde Lesbe!", bevor er
wieder zurück zu seiner Clique ging und einem von ihnen beleidigt einen
Fünfer in die Hand drückte. Mit anderen Worten, ein Vollarschloch.
Ramona hatte genug und war schon den Tränen nahe. Sie wollte gerade
gehen, da rannte sie in besagte Cassandra. Ramona beschrieb sie schon
wie eine griechische Göttin: Athletisch aber kurvig, langes, wallendes,
schwarzbraunes Haar, gerade richtig gebräunt, etwas größer als Ramona,
ein wenig kantige Gesichtszüge. "Ich glaube, auf sie wäre so manche
olympische Göttin neidisch geworden.", witzelte sie, aber ich warf
gleich ein: "Vorsicht, Hybris wurde von den Olympiern immer am härtesten
bestraft!". Und dann schwärmte sie von den Augen: "Sie hat blaue Augen!
Weißt du wie die in ihrem gebräunten Gesicht und eingerahmt von einer
fast schwarzen Mähne herausleuchten?". Sie war von Cassandra von Anfang
an fasziniert. Auf die Frage von Cassandra, ob sie schon gehen wolle,
reagierte sie schnell damit, dass sie sich noch was zu trinken holen
wollte. Tja, dumm gelaufen, der "Ausschank" war in der anderen Richtung.
Jedenfalls blieb Ramona dann eben doch und hatte ein wirklich
anregendes Gespräch mit Cassandra. Bis sich Cassandra plötzlich zu ihrem
Ohr hinunterneigte und die Frage aller Fragen stellte: "Willst du mit
zu mir kommen?". Ramona wäre beinahe ihr Glas aus der Hand gerutscht.
Ihre Hände wurden zittrig, ebenso wie ihre Stimme: "Z..zu d..dir?
Jaaah.".
Cassandra schnappte sich erst Ramonas Glas und stellte es
beiseite, dann ihre Hand und zog die paralysierte Ramona, ohne sich noch
mit Verabschiedungen aufzuhalten, hinaus und zu ihrem Auto. Es ging
raus aus der Stadt, Ramona kannte sich normalerweise gut aus, aber ihr
Gehirn war wie kurzgeschlossen. Sie hing nur im Beifahrersitz und
schmachtete Cassandra neben sich an, und so verlor sie schon nach den
ersten paar Kurven die Orientierung. Sie fuhren nicht lange,
wahrscheinlich nur in die nächste Ortschaft, und dort zu einem hübschen
Bungalow am Ortsrand.
"I..ist das deins?", versuchte Ramona sich wieder etwas an der
Realität zu beteiligen. "Ja, meine kleine Datscha.", und schon zog
Cassandra Ramona hinein.
Für die Einrichtung hatte Ramona kaum Blicke übrig, aber was sie
sah, war eine schicke, moderne Wohnung mit einer großen Glasfront in den
Garten. Cassandra platzierte sie auf dem Sofa und holte den beiden noch
etwas zum trinken, dann setzte sie sich gleich an Ramonas Seite.
Irgendetwas haben sie noch miteinander gesprochen, aber davon kam nicht
mehr viel in Ramonas Kopf an. Lediglich, dass Cassandra Eventmanagerin
ist, und deswegen öfter mal ein paar Tage irgendwo in der Republik
rumreist.
Vollkommen durchgeknallt ist Ramona dann bei der Frage: "Willst
du mal das Schlafzimmer sehen?". Vorher zog Ramona noch ihre Pumps aus,
und war plötzlich einen guten Kopf kleiner als Cassandra, die den ganzen
Abend nur flache Schuhe an hatte. Ramona sah auf zu der Riesin vor
sich, die sich gerade zu ihr herunterbeugte und sie sinnlich zu küssen
begann. Was danach passierte, wollte mir Ramona nicht mehr im Detail
erzählen. Nur so viel: "Wir habens gemacht! Sie hat mich teilweise
rumgewirbelt wie ein Spielzeug. Es war wild, es war zärtlich, es war
Alles! Und dann bin ich in ihren Armen eingeschlafen.".
Den Sonntag haben sie gleich auch noch zusammen verbracht.
Angefangen mit Frühstück im Bett, reichlich Zärtlichkeiten, einem
Spaziergang im Dorf, Mittagessen im Dorflokal und noch mehr
Zärtlichkeiten. Der Abschluss bildete dann ein gemütlicher Abend mit
Wein und Gequatsche auf dem Boden vor dem offenen Kamin. Weiter
flüsterte sie mir dann zu: "Wir haben uns gegenseitig ausgezogen, und
uns dann nackig ganz eng in eine Decke gewickelt!". Und Ramona hätte
schwören können, dass sie danach in Cassandras Armen eingeschlafen ist.
Wach wurde sie aber in Cassandras Bett.
"Ich glaube, ich bin verliebt! Sie hat mich dann heute Morgen in die
Hochschule gefahren.", Ramonas Blick war verträumt, und plötzlich
strahlte sie übers ganze Gesicht und ihre Stimme wurde freudig und
glockenhell: "Wir daten jetzt! Heute Abend Kino, und das Wochenende will
sie auch mit mir verbringen!". Sie war überglücklich, und hat nur noch
gegrinst.
Nachdem sie mir diese Geschichte erzählt hatte, war sie so
aufgeregt, dass sie sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren konnte.
Den frühen Nachmittag habe ich sie dann teilweise einfach damit
beschäftigt, mir zur Hand zu gehen. Werkzeug reichen, Kaffee holen, das
lief noch reibungslos.
Wenigstens hatte sie sich, nachdem ich den Filter angeschlossen
hatte, so weit beruhigt, dass sie doch noch das Verbrauchsmaterial
suchen konnte. "Willst du heute nochmal früher gehen? Heute kommt eh
keiner mehr.", fragte sie. Ich sollte nicht, aber sie fragte so nett.
Und natürlich machte ich mir auch Sorgen um unsere WG. Vielleicht auch
um Xiaoli. Und ein bisschen mehr Freizeit? Ich rang ihr noch das
Versprechen ab, sämtliches Material heute noch zu bestellen. Ich
wünschte ihr noch ein schönes Wochenende und machte mich dann auf den
Weg. Ich war schon wieder gespannt, was Mareike über ihren Tag zu
erzählen hätte.
Gut, es hat nicht nur Vorteile, früh Feierabend zu machen: Frank
war allein auf seinem Zimmer. Andrea und Vanessa waren noch bestimmt
zwei Stunden bei der Arbeit, und danach mussten sie auch erst noch mit
den Öffies fahren - das konnte dauern. Andererseits konnte ich so
ungestört noch einmal mit Frank reden. "Und hast du die Probe schon
abgegeben?", wollte ich schließlich wissen, und er verdrehte die Augen.
Bei dem, was wir inzwischen voneinander gesehen haben, gibt es wohl
kaum noch etwas zu verheimlichen. Jedenfalls hat er dann erklärt, dass
ihm Andrea heute Morgen die Probe abgenommen hätte, mit einem herrlichen
Ausritt, wie er zufrieden grinsend hinzufügte. Den Becher habe dann
Andrea befüllt, indem sie sich über ihn hockte. "Ähm, verunreinigt das
nicht die Probe?", war ich mir unsicher. Aber Frank argumentierte, was
drin sein müsse, ist drin. Und ein bisschen mehr.
Die Probe sei danach jedenfalls ins Labor gegangen zur Untersuchung,
Sterilisation und Konservierung. Der Arzt, der sie abholte, hat
gemeint, sie wollen hier im Krankenhaus wenigstens sicherstellen, dass
keine Keime übertragen werden und nicht jemand ungewollt schwanger wird.
Komisch, ich dachte sie verabreichen das Zeug oral.
Jedenfalls wurden Andrea und Frank zu einem Test eingeladen, den
die Ärzte mit Xiaoli machen wollten. Mich und Vanessa im Übrigen auch,
da Mareike den Test durchführen sollte. Wenn alle da wären, könnte es
losgehen.
Bis dahin wollte Frank aber noch etwas raus an die frische Luft,
also habe ich ihn in die kleine Grünanlage zwischen den Gebäuden
begleitet. Weit ist er nicht gekommen, dann musste er sich auf die
nächste Bank setzen, in der Hoffnung, dass die Welt aufhört, sich um die
falsche Achse und auch noch viel zu schnell zu drehen. "Ich bin heute
Nacht schweißgebadet aufgewacht.", kam er unvermittelt heraus, "Xiaoli,
nein, der Zombie hat mich wieder überfallen.". Ich sagte erst mal
nichts, ich wusste auch nicht, ob ich etwas Sinnvolles hätte sagen
können. Weiter erzählte er, dass Andrea ihn erst wieder beruhigen
musste, damit beide weiterschlafen konnten.
"Sie wollen nachher sehen, ob eine Chance besteht, einen Wiedergäger
von seinem Opfer zu entwöhnen. Wenn es nicht klappt, müssen wir einen
Weg finden, wie Xiaoli weiter leben kann, obwohl sie dann von mir
abhängig wäre.", Frank ließ den Kopf zwischen den Schultern hängen und
starrte zu Boden. Tausend Fragen trieben ihm durch den Kopf. Wie könnte
das funktionieren? Muss Xiaoli dann immer in seiner Nähe leben? Oder
vielleicht sogar im gleichen Haushalt? Und was ist mit Andrea?
Fest stand für ihn, dass Andrea seine Frau fürs Leben war, und er
ihr einen Antrag machen werde, sobald sie beide im Berufsleben wären. Er
meinte, er habe seit langem ein wunderbares Bild im Kopf, wie er neben
ihr vor dem Altar steht und sie sich beide das Ja-Wort geben. Aber seit
zwei Tagen ist das Bild zu einem Puzzle zerfallen. Und es sind Teile
dazugekommen, die er irgendwie nicht mit den Anderen verbinden kann. Auf
den Teilen ist Xiaoli.
Ich versuchte, ihm die Hoffnung zu geben, dass der Test
vielleicht ergibt, dass Xiaoli auf andere Art weiterleben kann.
Irgendwie hatte ich aber selbst Zweifel an dieser Hoffnung.
Aus unserer Philosophiestunde wurden wir durch eine Nachricht von
Vanessa gerissen: "Wo seid ihr? Andrea und ich warten, und die Ärzte
wollen den Test beginnen.". Ich schrieb schnell zurück, dass wir uns bei
Xiaoli treffen, und half dann Frank, sich durch die für ihn weiterhin
falsch drehende Welt zu bewegen.
Also, was sollte das für ein Test sein? Wir wurden alle in einen
Nebenraum geführt, wo auf zwei großen Monitoren an der Wand die Bilder
aus Xiaolis Zimmer live gezeigt werden sollten. In dem Raum hatten sich
auch schon einige Weißkittel, sowie Leute in normaler Kleidung
eingefunden. Nach der Vorstellungsrunde, wussten wir dann auch, dass das
größtenteils Psychologen und ein paar Professoren von der Hochschule
waren, deren Fachgebiet auch Amnesie, oder Verhaltensforschung waren.
Sowie ein Sinologe, falls Xiaoli etwas chinesisches von sich gibt.
Danach setzten sich alle, und wir bekamen vier Plätze in der ersten
Reihe.
Der Arzt, Doktor Hanssen, der auch gestern schon größtenteils den
Ton angab, erklärte den Versammelten dann den geplanten Ablauf des
Tests. Der Testperson (Xiaoli) sollten von ihrer persönlichen Betreuerin
(Mareike) zwei Tabletts gereicht werden. Auf jedem Tablett stünden elf
Becher, in denen zehn aufbereitete Proben von unterschiedlichen Personen
verteilt waren. Der elfte Becher, auch mit der Nummer elf versehen,
enthält nur Wasser und dient der Betreuerin als Demonstrationsobjekt.
Auf dem zweiten Tablett wären ebenso zehn weitere Proben, wobei eine
davon von ihrem Opfer (Frank) stamme. Der Test werde als Doppelblindtest
durchgeführt. Die Liste der Zuordnung der Becher zu den Spendern, wäre
in einem Umschlag, den er in der Tasche hatte, und dann vor den
Monitoren auf einen Tisch legte.
Dann sagte er zu einer Schwester, dass der Test beginnen könne
und schaltete die Monitore ein. Ich glaube, wir vier mussten
unweigerlich zumindest lächeln, als wir Mareike in einer
Schwesternuniform sahen. Von oben bis unten ganz in Blau. Blaues Shirt,
blaue Hose, blaue Gummischuhe. Ich glaube, ich hatte Mareike noch nie in
einer Hose gesehen, nicht einmal vor dem Kometen. Wenigstens etwas
bekanntes hatte sie noch an: ihr Halsband.
Sie saß Xiaoli gegenüber, und hielt deren Hände, während sie
beruhigend auf sie einsprach: "Wir werden dich hier rausholen, und dann
hast du wieder eine Familie.", war ihr letzter Satz, als ihr jemand von
der Tür aus sagte, dass der Test beginnen könne. Mareike klappte das
Tischchen an Xiaolis Bett hoch, stand auf, ging kurz aus dem Bild, kam
mit einem grünen Tablett mit Bechern zurück, und stellte es auf das
Tischchen. Dann nahm sie den Becher mit der Nummer elf, roch daran, nahm
ein Schlückchen, verkostete wie einen guten Wein, und schüttete
schließlich den Rest auch noch in sich hinein. Mit einer Geste forderte
sie dann Xiaoli auf, das Selbe zu tun.
Wir vier beugten uns vor, als ob wir so viel mehr sehen könnten.
Andrea und Frank hielten sich die Hände vor den Mund. Ich glaube Andrea
hat auch mindestens an einem Finger geknabbert. Dann griff Xiaoli nach
einem Becher. Andrea und Frank hielten die Luft deutlich hörbar an.
Xiaoli roch daran - und stellte ihn wieder zurück. Andrea und Frank
atmeten wieder.
Mareike versuchte, Xiaoli noch von einem zweiten Versuch zu
überzeugen, aber auch hier - nichts. Schließlich ließ sich Xiaoli
rückwärts auf das aufgestellte Bett fallen, und drehte den Kopf weg.
Mareike machte ein enttäuschtes Gesicht, nahm das Tablett und verschwand
wieder aus dem Bild. Zurück kam sie mit einem blauen Tablett.
Wieder das gleiche Spielchen, sie nahm den Becher mit der Nummer
elf, roch daran, probierte und trank ihn aus. Diesmal ließ sich Xiaoli
aber gleich wieder zurückfallen und drehte den Kopf weg. Ein Raunen ging
durch den Raum. Wir vier starrten aber weiter auf die Monitore, auf
denen Mareike nun mutlos die Schultern hängen ließ. Wenn Xiaoli gar
keine Probe annahm, wie könnte es dann überhaupt mit ihr weiter gehen?
Ich sah mir die anderen Drei an. Alle machten einen besorgten
Gesichtsausdruck, und schließlich rann Andrea auch noch eine Träne über
die Wange, während sie deutlich schniefte.
Mareike wollte gerade das Tablett wieder nehmen, als Xiaoli den
Kopf herumriß. Mareike zuckte gleich zurück und hielt sich nun, genau
wie wir, gespannt die Hände vor den Mund. Xiaoli schien etwas zu suchen,
sie griff einen Becher, roch, und ließ ihn aufs Tablett fallen. Bei
einem zweiten Becher ebenso. Der dritte Becher war aber offensichtlich
anders: Sie roch daran, schloss die Augen und ließ es auf sich wirken.
Dann - schwupp, der Becher war an ihrem Mund und schon leer. Danach
hielt sie ihn fest, als wäre es ihr wertvollster Besitz.
Mareike stellte erst mal das Tablett zurück. Sie setzte sich dicht
vor Xiaoli, lächelte sie an und strich ihr über die Wange: "Gibst du mir
bitte den Becher?". Zögernd stellte Xiaoli schließlich den Becher in
Mareikes geöffnete Hand.
Mareike nahm sie noch einmal kurz in den Arm, dann ging sie zur
nächsten Kamera und hielt den Becher so hin, dass man deutlich die
Nummer erkennen konnte: 4.
Doktor Hanssen schaltete die Monitore aus. Er nahm den Umschlag und
gab ihn Frank: "Ich finde, sie sollten als erster erfahren, wem die
Probe gehörte.". Frank griff mit zittrigen Händen nach dem Brief, sah
ihn kurz an und gab ihn Andrea: "Bitte mach du das.". Andrea war fast
noch zittriger als Frank und zerknitterte das Papier beim Rausholen.
"Bitte suchen sie nach 'Blaues Tablett, Becher 4'.", sagte Doktor
Hanssen zu Andrea, die das Blatt nahe ans Gesicht hielt, um durch die
Tränen noch etwas zu sehen: "Frank, da steht dein Name!", Andrea kippte
zur Seite und ließ sich von Frank auffangen, bevor sie ihr Schluchzen
nicht mehr zurückhalten konnte.
Was haben wir uns eigentlich vorgemacht? Das Ergebnis war doch von vornherein klar, oder? Ich meine, gestern hat Doktor Hanssen doch schon gesagt, dass die Wiedergänger nur noch auf die Sexualstoffe derjenigen reagieren, die sie zu dem gemacht hatten. Warum hätte das jetzt anders sein sollen?
"Doktor Polder, das ist ein Fall für sie. Den Rest bitte ich, den
Raum zu verlassen.", damit beendete Doktor Hanssen den Versuch und
gestikulierte uns auch hinaus. Die ganzen Weißkittel zogen von dannen,
aber alle in die gleiche Richtung. Wahrscheinlich besprachen sie sich
jetzt erst einmal. Doktor Hanssen sprach noch kurz mit Vanessa und mir
vor dem Raum, während sich drinnen Doktor Polder, ein Psychologe, um
Andrea und Frank kümmerte. Sein Fachgebiet war Beziehungspsychologie.
Und, wie geht es jetzt weiter? Doktor Hanssen meinte, dass es das
Einfachste wäre, wenn Xiaoli in der Nähe von Frank bleiben könnte. Das
Einfachste? Frank ist womöglich traumatisiert, und für Andrea ist es
wahrscheinlich kaum eine verlockende Aussicht, den Mann, den sie liebt,
mit einer anderen zu teilen.
Normalerweise, meinte er, bräuchte so ein Fall Monate, wenn nicht
Jahre um gelöst zu werden, aber es müsste sich in einer Woche
entscheiden, besser noch früher, wenn Xiaoli weiter leben soll.
Er verabschiedete sich schließlich mit dem Hinweis, wir sollten
zu Mareike gehen, da sie jetzt sowieso Feierabend machen könne. Danach
könnten wir in Franks Zimmer auf ihn warten. Auf zu Mareike und Xiaoli.
Vorsichtig betraten wir das Zimmer, wir wollten Xiaoli nicht
verunsichern. Die zierliche Asiatin saß auf der Kante ihres Bettes und
Mareike kämmte ihr die Haare: "Hat Xiaoli den Test gut gemacht?" - "Ich
glaube, Frank und Andrea haben da eine andere Meinung", bedauerte
Vanessa.
Mareike beendete noch ihre Arbeit und band Xiaoli wieder die Haare
zusammen. Dann dirigierte sie sie noch unter die Bettdecke und drückte
sie zum Abschied: "Ich komme Morgen wieder, dann machen wir weiter, ja?"
- "Mareike kommt wieder?", piepste Xiaoli schon fast. Mir fiel auf,
dass Xiaoli dabei das "R" in "Mareike" richtig artikulierte. Mareike
setzte ihr zuckersüßestes Lächeln auf: "Ja, versprochen, gleich Morgen
früh bin ich wieder da. Iss was, ja?". Ein Tablett leckerer
Krankenhauskost (Ironiealarm!) stand draußen schon bereit und wurde von
Mareike noch schnell vor Xiaoli gestellt.
Mareike wirkte auf dem Gang überglücklich. Ein Blick durch das
Fenster zeigte uns, wie Xiaoli etwas unbeholfen mit Brot, Wurst und Käse
hantierte, es sich aber doch irgendwie in den Mund schob. Stolz wie
Bolle hüpfte Mareike vor dem Fenster und fiel Vanessa schließlich um den
Hals: "Es ist noch alles da! Es muss nur wieder freigelegt werden!".
Ihre gute Laune war einfach ansteckend. Vielleicht hätten Andrea und
Frank besser fünf Minuten mit Mareike verbracht, statt eine Stunde mit
Doktor Polder.
Vanessa drückte sie sanft von sich weg, hob Mareikes Arme zur Seite
und bewunderte den schlichten, blauen Zweiteiler: "Hey, du siehst aus
wie eine echte Krankenschwester! Schick!" - "Ach die ollen Klamotten.",
strahlte Mareike weiter, "Weißt du, wann ich das letzte Mal eine Hose an
hatte? Das weiß ich schon selbst nicht mehr!". Schnell schlüpfte sie in
der Personalumkleide wieder in ihr Kleid und begleitete uns in Franks
Zimmer, wo wir warteten, bis er mit Andrea endlich wieder kam. Nebenher
konnten wir uns anhören, was heute in der Klinik vor sich ging.
Also, nach gut zwei Stunden Einweisung in die Sicherheitsregeln
des Krankenhauses, diversen Formularen und dem Einkleiden in die
Schwesterntracht, wurde Mareike endlich zu Xiaoli durchgelassen.
Angeblich hatte sich ihr Pflegekind seit gestern Abend wieder keinen
Millimeter bewegt. Aber als Mareike das Zimmer betrat, rührte sie sich
endlich wieder. Nach Beratschlagungen der Ärzte, fanden sie es erst mal
das Beste, wenn Mareike einfach nur Zeit mit Xiaoli verbringen würde.
Vielleicht wusste sie instinktiv, was das Beste in dieser Situation war.
Mareike jedenfalls dachte sich nichts dabei, setzte sich neben
Xiaoli und ließ die kleine Asiatin, wie gestern, an sie kuscheln. Als
nächstes plapperte sie einfach mal drauf los, fragte hier und da mal
eine Kleinigkeit, oder streichelte Xiaolis Kopf. Bis sie sich
entschloss, ihr die ersten Worte zu entlocken. Mareike meinte, dass das
doch nicht so schwer sein könne. Also setzte sie sich Xiaoli gegenüber
und begann mit ihrem Namen, den sie Silbe für Silbe vorsprach. - Nichts.
Aber Xiaoli sah zumindest interessiert aus. Nochmal versuchte sie es:
"Ma-rei-ke" - "M..mmaah", Xiaoli schien überrascht zu sein, dass da was
in ihrem Hals vibrierte, "raaai .. kh". Mareike freute sich da schon
gewaltig und übte weiter mit Xiaoli, bis ihr Name flüssig lief.
Plötzlich landete eine zarte, asiatische Hand auf Mareikes Brust:
"Mareike". Dann bewegte sich die Hand zurück an Xiaolis Brust und ein
fragender Blick traf Mareike. Die Allochondrien haben ganze Arbeit
geleistet. Selbst den Zugang zu ihrem eigenen Namen haben sie Xiaoli
versperrt. Also war das für Mareike als nächstes dran. Nach ein paar
Versuchen, schien Xiaoli ihren Namen zurückerhalten zu haben. Bei so
schnellen Erfolgen, entschied sich Mareike, den Sprachunterricht erst
mal fortzusetzen.
Bald aber bemerkte Mareike eins: Xiaoli ergänzte immer wieder mit
Worten, die Mareike noch gar nicht verwendet hatte. Auch die
Lerngeschwindigkeit war atemberaubend. Schon kurz vor Mittag war ein
klein wenig Verständigung möglich, und der erste, wirklich kleine,
Smalltalk auch.
Was Mareike bis dahin nicht wusste, war, dass die Zwei in dem Raum
nicht so ganz alleine waren. Die Horde von Weißkitteln und Psychologen
verfolgte alles live in dem Raum mit, in dem Andrea, Vanessa, Frank und
ich später den Test miterlebten. Deswegen wurde Mareike auf dem Gang
aufgehalten, gerade als sie zum Mittagessen in die Kantine wollte.
Doktor Hanssen und eine Schwester brachten ihr zwei Tabletts
Krankenhausfutter. Sie sollte versuchen, ob Xiaoli richtig essen könne,
damit man sie vom Tropf nehmen könnte.
Auch das meisterten die Beiden nach ein paar Anlaufschwierigkeiten:
Mareike berichtete, dass die ersten Happen, die Xiaoli mit dem Löffel
nahm, neben ihrem Mund landeten. Deswegen gab es für den Anfang auch
weder Gabel, noch Messer, dafür aber lecker Rahmspinat.
Nach dem Mittagessen wurde Mareike schließlich in den Test eingewiesen, und wartete dann bei Xiaoli, bis es los ging.
Zuvor musste aber noch etwas Unangenehmes erledigt werden: Eine
Krankenschwester kam mit einer dicken Tasche unter dem Arm herein und
fragte Mareike gleich, ob sie ihr zur Hand gehen würde. "Wobei denn?",
fragte Mareike neugierig. "Die Wiedergänger gehen nicht auf die
Toilette. Da hilft nur eins: Windeln.", damit zog die Schwester eine
übergroße, noch gefaltete Windel aus der Tasche und hielt sie vor
Mareike. Mareike sah Xiaoli mitleidig an: "Ich mache das. Können sie mir
helfen?". Gedanklich machte sich Mareike eine Notiz: Ab morgen
Töpfchentraining!
Xiaoli ließ die Prozedur kommentarlos über sich ergehen, und
arbeitete sogar mit. Mareike hoffte, dass sie die Erinnerung "Aufs Klo
gehen" schnell bei Xiaoli freischalten könnte. Eine erwachsene Frau
wickeln - das geht doch nicht!
Wenigstens wurde das abendliche Wickeln wieder von der Nachtschwester übernommen, und keiner von uns musste es bezeugen.
Andrea und Frank kamen mit ernster Mine, aber wenigstens gefasst, ins Zimmer. Sie erklärten, dass Frank eigentlich morgen schon die Klinik verlassen könnte, aber die Zwei wurden gebeten, doch noch länger zu bleiben, am besten noch die ganze nächste Woche. Mindestens aber bis Mittwoch. Morgen soll noch ein weiterer Test stattfinden, für den Frank dringend benötigt wird. Die Ärzte wollten eigentlich nichts verraten, aber Andrea hat damit gedroht, dass sie sonst heute noch ihre Koffer packen und verschwinden, dann erst gaben die Ärzte zu, dass sie Frank zu Xiaoli ins Zimmer bringen möchten, um zu sehen, ob sich daraus eine Reaktion ergibt. "Die Reaktion kann ich mir schon vorstellen - ich krieg' eine Panikattacke!", brummte Frank. Dennoch wollte er es wagen. Aber nur in Begleitung der ganzen WG. Eigentlich betraf das sowieso nur noch Vanessa und mich. Andrea war eh dabei, und Mareike ist die "persönliche Betreuerin" von Xiaoli.
Dieser nächste Test soll morgen gegen 10 Uhr stattfinden. Die
Weißkittel sitzen so auf heißen Kohlen, dass sie ihn am liebsten schon
um Acht machen würden, aber Andrea und Frank haben protestiert: "Morgen
ist Samstag! Ein wenig wollen wir wenigstens ausschlafen!". Mit "wir"
meinten sie auch Vanessa, Meireike und mich. Allerdings kam Mareike
nicht drumrum, doch schon um Acht in der Klinik zu sein. Sie hatte sich
ja mit den Ärzten, Psychologen und restlichen Experten, um Xiaoli zu
kümmern. Außerdem wollen sie sicherstellen, dass Alles bereit ist.
Mareike zuckte dabei mit den Achseln: "Egal, ich tue was Gutes, und solange es Xiaoli hilft ...". Was für ein Engel.
Ich wusste zum Schluss nicht mehr, wen dieser ganze Vorfall eigentlich mehr traf: Andrea oder Frank? Frank hatte einen gebrochenen Arm, eine Gehirnerschütterung, eine angeknackste Nase, Prellungen, Schürfungen und des nachts Albträume. Aber Andrea? So habe ich sie noch nie erlebt. Gedankenverloren kuschelte sie sich im Krankenhausbett an Franks Seite und legte den Kopf auf seine Brust. Kuscheln ist dabei eigentlich auch das falsche Wort, klammern trifft es eher. Oft war ihr Blick dabei in die Ferne jenseits des Fensters gerichtet, während stille Tränen auf Franks Shirt rollten. Als wir uns verabschiedeten, prangte auf seinem Oberteil schon ein großer, dunkler Wasserfleck, und ich bin mir sicher, dass er für heute noch nicht seine Maximalgröße erreicht hatte.
Ich hätte nie gedacht, dass Andrea so sehr an Frank hängt. Ich meine, natürlich lieben sich die beiden, aber ich glaube, das was ich sah, waren tiefe Verlustängste. Ich hoffe nur, dass Frank sie von seiner Treue überzeugen kann. Sowas kann ganz schnell auch in echt widerliche Eifersucht umschlagen. Und die Konfrontation morgen macht das bestimmt nicht besser.
Und was machen meine zwei Liebsten heute Abend? Mareike hat sich
vorgenommen, so schnell wie möglich, so viel wie möglich von Xiaolis
guten Erinnerungen freizulegen. Deswegen sind die Beiden in Xiaolis
Wohnung auf "Schatzsuche" gegangen. Sie suchen nach Gegenständen, von
denen sie vermuten, dass sie einen emotional positiven Einfluss auf
Xiaoli haben. Vielleicht ein Foto, ein altes Kuscheltier, oder
dergleichen. Ich bin mal gespannt, womit sie zurückkommen. Oder ich
helfe ihnen noch ein wenig dabei.
Mein Ziel für heute Nacht ist es jedenfalls, wieder im Bett zu schlafen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen