Mittwoch 27. Juli
Was ist hier los? Habe ich was falsch gemacht? Warum redet keiner mit mir? Und was sollte die Aktion heute Morgen?
Vielleicht ist es besser, chronologisch vorzugehen:
Nachdem ich gestern Abend meinen Tagebucheintrag beendet
hatte, lief die Diskussion in der Küche noch immer. Manchmal wurde
spekuliert, was die Allochondiren wollen, ob sie jemand gezielt
geschickt hat, und dann kam auch immer wieder die Frage: Wie geht es
jetzt weiter?
Wie geht es weiter mit der Menschheit? Wie geht es weiter mit uns?
Das alles zog mich einfach zu weit runter, deswegen entschloss ich mich,
allen von meinem Traum zu erzählen. Ja, OK, ich schmückte ihn hier und
da noch mit ein paar Details aus, aber die Wirkung war genau das, was
wir brauchten: Hoffnung.
Schon nach wenigen Worten hielten sich Andrea und Frank, sowie Vanessa und Mareike die Hände. Kurz darauf schlüpften die beiden Pärchen schon eng zusammen. Spätestens bei der Erwähnung von Mareikes Babybauch kullerten dann die Tränen bei den Frauen. Vanessa heulte schließlich richtig los, als ich ihr erzählte, wie sie in meinem Traum ein Baby stillte.
Ich fragte noch blödsinnigerweise, ob ich was Falsches gesagt
hätte, aber Vanessa warf sich mir an den Hals und heulte mir nur auf die
Schulter: "Nein, das ist das Schönste, was ich je gehört habe. Ja, ich
glaube ganz fest, dass das eines Tages Realität wird!".
Ich deutete Mareike an, dass sie auch her kommen solle, und schon stürmte sie los und heulte mir auf die andere Schulter.
Andrea und Frank standen wortlos auf. Andrea heulte noch nicht,
aber schniefte schon heftig, während sie Frank an der Hand in ihr Zimmer
zog. Im Vorbeigehen klopfte mir Frank nur noch auf den Rücken und gab
mir ein einzelnes Wort, in dem so viel mitschwang: "Danke!". Kein
"Alter" oder sonst irgendwelche Floskeln. Einfach nur ein ehrliches und
aufrichtiges "Danke".
Jetzt spürte ich den Klos in meinem Hals und das Wasser in meinen
Augen auch ganz deutlich. Langsam stand ich auf und zog meine zwei
Liebsten mit in unser Zimmer.
Ich versuchte, den zwei in Gefühlen aufgelösten Gestalten noch
wenigstens aus den Klamotten zu helfen, ehe wir Drei uns so dicht wie
noch nie im Bett aneinander kuschelten. Und immer wieder beteuerten sie:
"Es wird passieren!", "Wir werden eine große, glückliche Familie!",
"Alles wird ganz wunderbar!"
Das ging eine ganze Weile so, bis die Stimmen immer leiser und langsamer wurden und schließlich gänzlich verstummten.
Etwas verstörend war es für mich, dass es beim Aufwachen das totale Kontrastprogramm gab:
Der Morgen begann eigentlich auf die schöne Art und Weise: jemand
machte sich an mir zu schaffen. Ich spürte warme Feuchtigkeit meinen
Schaft auf und ab gleiten. Lediglich die kühle Luft an meinen Beinen
war, naja, erfrischend. Dazu Vanessas Stimme. Allerdings war sie nicht
sanft, eher fordernd, treibend oder provozierend. Von Mareikes Tonlage
kamen nur unterbrochen gedämpfte Laute. Die Unterbrechungen waren
Schmatzen und Gurgeln, oder Würgen.
Schnell öffnete ich die Augen und stützte mich auf den Ellenbogen
ab, um noch mal kurz zu sehen, was da vor sich ging, ehe mich die
Allochondrien gleich über die Planke schickten: Mareike war zwischen
meine Beine gekniet und stützte sich links und rechts neben meiner Hüfte
ab, während ihr Kopf auf und ab hämmerte.
Vanessa kniete daneben und lag mit dem Oberkörper teilweise auf
Mareikes Rücken, so dass sie sich mit einer Hand zwischen Mareikes
Beinen zu schaffen machen konnte, während die andere sich in Mareikes
Haaren festklammerte und den Kopf immer wieder aufs Neue auf meine
Lendenregion drückte. Vanessa stachelte dabei ihr Opfer immer wieder an:
"Ja, das gefällt dir, was?", "Bist schon ganz nass!", "Hast gern einen
Schwanz in deinem kleinen Gierschlund.".
Erwartungsgemäß hatte ich nicht viel Zeit, irgendetwas zu machen,
ehe ich schon meinen Höhepunkt heran rauschen spürte und keuchend auf
die Matratze zurück fiel. Aber soviel bekam ich noch mit: Vanessa
presste mir Mareikes Kopf in den Schoß und ließ ihn erst los, als ich
nichts mehr in ihren Rachen pumpte. Währenddessen feuerte sie weiter an:
"Ja, ja, schluck' alles! Lass bloß nichts daneben gehen!". Mareikes
Schreie vibrierten mir dabei an der Eichel und entlockten mir auch noch
den allerletzten Tropfen.
Als ich wieder zu mir kam, wollte ich Vanessa zur Rede stellen,
warum sie so brutal war. Wie konnte sie nur so gewaltsam zu ihrem
"Schwesterchen" sein? Gerade wollte ich losschimpfen, als ich die Beiden
auf dem Bett knien sah. Eng umschlungen pressten sie ihre blanken
Oberkörper aneinander und küssten sich mit geschlossenen Augen. Eine
zähe Flüssigkeit bildete einen Faden von ihrem Kinn bis auf die Brüste
und sie schnurrten sich gegenseitig in die Münder.
Ich konnte nur mit offenem Mund daneben sitzen und spürte, dass mir
schon wieder das Blut in die Lenden schoß. Nur noch Sekunden, und ich
würde über die Beiden herfallen.
Aber wieder riß der Wecker uns in die Realität zurück.
Vanessa und Mareike trennten sich nur langsam und widerwillig.
"Und, wie wars?", fragte Vanessa sanft, als sie Mareike tief in die
Augen sah. "Das war ... Genau das!", kam als Antwort. Ich hatte das
Gefühl, dass Vanessa sich eine andere Antwort erhofft hatte. Sie teilten
bedeutungsvolle Blicke, auch wenn Vanessa eher besorgt aussah, während
Mareike leicht verunsichert lächelte. Danach drückte Vanessa Mareike
noch einmal fest an sich.
WAS?? Was war "Genau das!"? Sind die Zwei irre? Was geht hier ab?
Ich versuchte, irgendetwas aus ihnen herauszubekommen, aber Nichts! Ich
fühle mich immer mehr als Opfer einer Verschwörung, und das schlimmste:
Auch Andrea und Frank sind wohl mit von der Partie. Jedenfalls streiten
die Vier alles ab.
Ich weiß einfach nicht, was das alles soll. Im Bus suchten beide wieder meine Nähe und kuschelten sich auf der Sitzbank dicht an mich, aber sie sind so still. Ich bin echt sauer, und ich glaube, nein, ich weiß, dass sie es spüren. Wenn nicht bald etwas passiert, dann platze ich und ich bin mir nicht sicher, was dann passiert.
Die Arbeit im Labor hingegen wird langsam zur Routine. Irgendwie tat es gut, sich wenigstens hier auf gewohntem Terrain zu bewegen. Aber ich war abgelenkt, ich merkte es selbst, mir sind auffällig viele Leichtsinnsfehler passiert. Einer davon führte dazu, dass ich auf einer Sensorplatine einen Kurzschluß verursacht habe, der einen recht ansehnlichen schwarzen Fleck darauf hinterließ. Danach fiel mir ein Schraubenschlüssel ins Wasserbecken und ich musste die ganze Anlage anhalten, um ihn wieder herauszufischen. Die entstehende Arbeitspause nutzte Ramona, um auf die Toilette zu gehen. OK, nichts Interessantes, aber nur eine Minute später ging auch einer ihrer Kommilitonen, und beide kamen erst nach einer halben Stunde zurück! Für wie blöd halten die mich? Außerdem war es so offensichtlich, dass Ramona unter ihrem zu kleinen Laborkittel nicht viel mehr als einen Bikini an hatte. Jedenfalls sah man durch die Spalten in der Knopfleiste nicht nur dann jede Menge Haut, wenn gerade mal wieder einer der Druckknöpfe aufgeplatzt war.
Kurz vor der Mittagspause lief das inzwischen gewohnte Programm.
Mareike kommt, grüßt mich kurz, setzt sich an meinen Schreibtisch und
kritzelt. Und wieder verschwanden alle Papierknöllchen in ihrer Tasche.
Kurz darauf kam Vanessa, grüßt mich intensiver und diskutiert
anschließend wieder mit Mareike. Diesmal habe ich aber auch beobachtet,
wie Mareike eine ihrer Kritzeleien Vanessa gab und danach eine intensive
Diskussion darüber los ging. Aber sie achten so sehr darauf, dass
keines ihrer Worte weiter als zwei Meter kommt, dass ich nicht einmal
Fetzen des Gesprächs mitbekomme.
Neu ist hingegen, dass Vanessa beim Mittagessen jetzt auch
nachdenklicher war. Sie hält zwar noch das Gespräch mit mir aufrecht,
wirkt aber unkonzentriert und teilweise auf Mareike fixiert.
Zudem eröffnete mir Vanessa, dass Mareike und sie sich heute mit
Andrea in der Stadt treffen würden, und ich schon mal alleine in die WG
zurückfahren sollte, wenn ich Feierabend hätte. Sie versprach mir noch,
dass es nicht spät werden würde, aber kann ich das glauben? Drei Damen,
allein beim Shopping? Ohne jemanden der ständig nörgelt: "Boah, noch ein
Laden?", "Können wir jetzt nach Hause?" oder "Brauchst du das
wirklich?"?
Na, ich hoffte, dass sie das wieder etwas glücklicher machen würde
und dass ich heute Abend vielleicht eine Normalisierung der Lage
beobachten könnte. Deswegen wünschte ich ihnen auf jeden Fall viel Spaß
dabei. Ein anderer Teil in mir fürchtete jedoch, dass es noch schlimmer
werden würde.
Allerdings hatte sie mir noch die Einkaufsliste für den
Supermarkt aufs Auge gedrückt. Also was shoppen die Drei dann wohl noch
zusammen? Von einem Klamottenladen zum Nächsten? Dominique Serva? Oder
verdrücken sie sich in ein ruhiges Cafe, in dem sie ungestört ihre
Heimlichkeiten austauschen?
Ich bin gewiss nicht eifersüchtig oder so, aber ich möchte wissen,
was hier los ist! Wenn Mareike Probleme hat, warum verheimlicht sie es
vor mir? Vertraut sie mir nicht mehr? Und Vanessa dazu?
Ja verdammt! Ich mache mir Sorgen!
Die drei Mädels waren, zwei Stunden nachdem ich in der WG war,
noch immer nicht von ihrem Mädelsnachmittag/-abend zurück, weswegen
Frank und ich uns ebenfalls zum nächsten Biergarten aufgemacht hatten.
Aber so richtig Laune kam bei mir nicht auf. Außerdem kam mir Frank mehr
wie ein Aufpasser vor, als ein Freund, mit dem man einen trinken geht.
Oder denke ich das nur? Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Ich
will meine beiden Liebsten wieder, so wie sie letztes Wochenende noch
waren. Fröhlich und ohne Sorgen, oder Geheimnisse. Das denke ich die
ganze Zeit.
Frank gab schließlich nach, und wir gingen wieder in die WG, wo ich
mich nun in mein Arbeitszimmer zurückzog um zu schreiben.
Im Grunde sollte es mir egal sein, wenn sich die Damen mal einen
Abend frei nehmen. Im Gegenteil, ich finde, es muss sogar sein, es tut
ihnen gut. Aber momentan mache ich mir einfach zu viele Sorgen.
Irgendetwas steht momentan zwischen dem was mir am liebsten ist und mir
selbst und es ärgert mich, dass ich nicht mal ansatzweise weiß, was es
ist.
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