Samstag 6. August
Die Anreise in meine Heimat. Ich wünschte, ich würde
in der WG am Küchentisch schreiben, oder der Zug würde uns zu Vanessas
Eltern bringen, aber nein, er nähert sich unaufhaltsam meiner Heimat.
Dass ich hier nicht falsch verstanden werde: Ich mochte
mein Dorf, oder besser gesagt, ich mag es immer noch, dieses kleine
3000-Seelen-Kaff. Mitten in grünen Hügeln und Wäldern. Und trotzdem war
es nicht am Arsch der Welt, sondern in der Nähe einer der
industriereichsten Regionen des Landes.
Auch meine Kindheit war eigentlich schön. Ich erkundete das Dorf mit
dem Rad, traf meine Freunde auf den Spielplätzen, oder machte auch mal
eine Radtour zum nächsten Dorf, um dort ein Eis zu essen.
Meine Eltern gaben mir all diese Freiheiten, und bei Allem, was sie
als Leute aus der Arbeiterschicht erreichten, konnte ich auch in der Tat
zu ihnen aufsehen. Das änderte sich aber im Laufe der Zeit. Es war ein
langsamer, schleichender Prozess, der einsetzte, als ich immer mehr von
der Welt erfuhr. Die Welt meiner Eltern erschien immer kleiner und
kleiner. Ich erkannte, dass sich ihr Denken immer mehr darum drehte,
ihren Wohlstand, den sie größtenteils geerbt und nicht erwirtschaftet
hatten, zu halten und zu vermehren.
Weltoffenheit? Bei meinen Eltern? - Vergiss es! Urlaub machten sie
grundsätzlich nur dort, wo mein Vater eine Schweinshaxe bekommen konnte.
Interessant allerdings, wo das überall möglich ist.
Dazu kam die immer stärker werdende patriarchalische Haltung meines
Vaters. So wie er es meinte, musste es sein. Dazu diese
widersprüchlichen Aussagen von ihm: "Warum darf nicht jeder so leben wie
er will?" - "Warum dürfen die Schwulen in der Fußgängerzone mit
Regenbogenfahnen rumlaufen?". Also eigentlich meinte er wohl eher:
"Warum lässt MICH die Welt nicht leben, wie ICH will, und die Welt soll
gefälligst auch so leben wie ICH es will.".
All das entfremdete mich immer mehr von meiner Familie. Gut, meine
Mutter war da deutlich moderater und ließ auch mit sich reden, gegen
meinen Vater konnte sie trotzdem nichts ausrichten. Ich glaube, ein
bisschen freue ich mich doch, die Heimat wiederzusehen, und
wahrscheinlich auch meine Mutter. Warum? - Ich weiß es nicht so richtig,
ist vielleicht nur ein Gefühl.
Aber der Anlass, der mich jetzt in meine Heimat führt,
ist alles andere als schön. Wenigstens begleiten mich meine zwei
Schönheiten, das macht alles sehr viel erträglicher. Vanessa liest ein
Buch, und Mareike hat sich an sie geschmiegt, nachdem sie uns nochmal
eine halbe Stunde Fragen zu ihren Ausführungen von gestern Abend
beantwortet hat. Jetzt verstehe ich endlich, was rechts- und
linksdrehend in der organischen Chemie bedeutet. Was mir aber Sorgen
macht, ist ihr leerer Blick ins Nirgendwo.
Wenn wir schon bei dem Thema sind: Mareike schaffte
es gestern tatsächlich, einen Vortrag über ihre Erkenntnisse vor der
versammelten WG zu halten. Gut, etwas ungewöhnlich war vielleicht, dass
die Rednerin dabei nackt war, aber das waren wir ja inzwischen gewohnt.
Mal abgesehen davon, die Abkühlung hat ihr sicher gut getan. Wie heiß
sie war, konnte man leicht daran erkennen, dass ihre blanke Auster und
ein gewisser Bereich der Innenseiten ihrer Schenkel ständig von einem
feuchten Film bedeckt waren.
Auch musste sie ab und zu doch innehalten und sich
wieder sammeln, um nicht zu stottern, oder den Faden zu verlieren. Unter
den gegebenen Umständen hat sie das echt toll gemacht. Dennoch war sie
froh, als unsere Fragen abebbten, sie sich endlich an uns ankuscheln
konnte und nicht mehr im Mittelpunkt stand.
Also, was waren ihre Erkenntnisse? Die Wissenslage
über die Allochondrien ist inzwischen belastbar dick geworden, und
zumindest im Groben sind sich die Biologen und Chemiker einig, wie die
Dinger das alles bewerkstelligen. Pheromone, Hormone und andere
Botenstoffe. Gut, das wurde auch schon vermutet, aber was jetzt
inzwischen bewiesen ist, ist die Tatsache, dass sie diese als unsere
eigenen getarnt haben. Und das geht so: Viele der organischen Moleküle,
sind optisch aktiv. Das bedeutet, dass sie die Schwingungsebene von
Licht verdrehen können. Eben rechts- oder linksherum. Vanessa hat es mir
mit der Polarität einer Antenne erklärt. Die optische Aktivität hängt
ab, von ihrer Konfiguration, also von der Stellung von Anhängseln an
einem Kohlenstoff-Atom. Das bedeutet aber auch, dass gerade Botenstoffe,
die speziell für einen Rezeptor ausgesendet werden, und zu diesem wie
ein Schlüssel in ein Schloss passen müssen, auch oft auf eine
Drehrichtung festgelegt sind.
Mareike hat uns das an einem Zimmerschlüssel erklärt,
der eine E-Form hatte, wenn man von vorne darauf sah. Wenn man jetzt
einen Zimmerschlüssel hat, dessen Zacken nicht nach rechts, sondern nach
links zeigen (der also Spiegelverkehrt ist), so kann er das Schloss
nicht öffnen, obwohl er aus dem gleichen Material, der gleichen
Stoffmenge, und sogar der gleichen Grundform (das E) besteht. Die
Drehrichtung ist einfach falsch.
Und hier haben die Allochondrien ihren Trick angewendet.
Sie haben Botenstoffe unseres Körpers spiegelbildlich nachgebaut.
Dadurch passen sie nicht in unsere "Schlösser" und lösen bei uns auch
nichts aus. Die passenden Schlösser haben sie sich aber selbst
hinzugefügt, und so nutzen sie unsere körpereigenen Verteilmechanismen,
um sich untereinander zu unterhalten.
Das "gemeine" daran: dadurch, dass die Moleküle die
gleiche Summenformel haben, und sogar die gleichen physikalischen
Eigenschaften wie Schmelzpunkt, Dichte usw., wurden sie lange Zeit nicht
erkannt.
Und diese Kommunikation nutzen sie nicht nur innerhalb eines Körpers, sondern über Pheromone auch über Körpergrenzen hinweg. Das ist dann auch schon der nächste Punkt: allgemein haben sie uns auch empfänglicher gemacht gegenüber Pheromonen. Wir können die Stimmung, die Identität und die "Kompatibilität" unseres Gegenüber besser riechen. Das geht soweit, dass wir uns sogar an bestimmte Identitäten binden können. Also so wie ich damals von Mareike und später von Vanessa beschnuppert wurde, und wir uns seither aneinander gebunden fühlen. Ich gehe davon aus, dass ich meine beiden Liebsten auch mal beschnuppert habe, aber ich erinnere mich nicht daran.
Ein zweiter Kommunikationsweg für die Allochondrien
sind auch gezielt unsere Nervenbahnen, auf denen sie Signale irgendwie
codiert untereinander versenden. Wie das genau geht, hat noch keiner
verstanden. Aber das eröffnet ihnen, laut einigen Neurologen,
wahrscheinlich auch die Möglichkeit mit uns direkt in Kontakt zu treten.
Ein Erklärungsversuch ist, dass die elektrischen Signale einen anderen
Pegel haben, als die Signale, die von uns selbst kommen. Das erkennen
die Allochondrien und schicken ihre spiegelbildlichen Botenstoffe über
die Synapsen, wo sie wieder in elektrische Signale mit dem
"Allochondrien-Pegel" umgewandelt werden.
Ich frage mich, ob das eine Erklärung für meinen Traum
wäre. Haben ihn mir vielleicht tatsächlich die Allochondrien geschickt?
Dann kam aber die Information von Mareike, die uns
allen zu denken gab: es wurde dazu noch eine gewisse Schwarmintelligenz
der Allochondrien beobachtet. So zum Beispiel, wenn sie einen sexuell
inaktiven Menschen kollektiv in den Zelltod schicken. Mareike meinte
dann noch: "In jeder unserer Zellen stecken 1000 bis 2000 von ihnen.
Wenn jede nur einen winzigen Bruchteil der Fähigkeiten einer Gehirnzelle
besitzt, könnten sie zusammen trotzdem intelligenter sein, als der
Mensch, in dem sie leben.".
Bis hier hin fasste sie das dann etwa so zusammen:
"Stellt euch also vor, unser Postsystem wird komplett
von hochintelligenten Außerirdischen übernommen. Sie leiten weiterhin
alle Briefe, Postkarten und Päckchen wie gewohnt weiter. Gleichzeitig
transportieren sie aber in unseren LKWs auch ihre Briefe unbemerkt mit.
Zudem könnten sie nebenbei unsere Briefe lesen und eventuell auch
verändern. Dann würden wir gar nicht mitbekommen, wie sie im Hintergrund
agieren und unser Leben verändern."
Andrea unterbrach den Vortrag, indem sie uns alle fragte: "Die Dinger haben sich so schnell, so perfekt an uns angepasst und machen mit uns so komplexe Sachen ... glaubt ihr, dass sowas auf natürliche Art entstehen kann?". Zuerst war Schweigen. Außerirdische? Die Möglichkeit besteht aus meiner Sicht durchaus. Ich meine, ich bin gewiss kein Anhänger von "Intelligent Design" - Deren Argumente sind gelinde gesagt Schwachsinn, da man selbst heute noch auf der Erde die Evolution von Bakterien über Einzeller, Mehrzeller bis hin zu komplexem Leben und einer Zivilisation komplett nachvollziehen kann. Aber dafür hat die Natur zwei bis drei Milliarden Jahre Zeit gehabt. Die Allochondrien hingegen, haben sich irgendwo anders im Universum entwickelt, sind dann ganz zufällig so dicht und gerade an der richtigen Stelle an unserem Planeten vorbeigeschossen, dass sie hier abspringen konnten, und dann bringen sie auch noch alle Werkzeuge mit, um sich in wenigen Tagen perfekt an uns anzupassen?
Ich weiß noch nicht, ob mir diese Vorstellung Angst, oder Hoffnung macht. Vielleicht eher Hoffnung. Wenn eine intelligente, außerirdische Zivilisation dahintersteckt, die uns auslöschen will, warum schicken sie dann Mikroben, die unsere Kriege beenden und unsere Krankheiten und Gebrechen heilen? Nein - Mir passt und gefällt die Vorstellung mehr, dass es welche nach Art "Der Tag, an dem die Erde Stillstand" oder "Abyss" sein müssten. Die Botschaft wäre dann: "Hört auf mit dem Quatsch und kümmert euch um euren Planeten!".
Und dann kam Mareike zu dem Punkt, der mich
veranlasste, ihr überhaupt diese Aufgabe zu geben. Diese Umarmung, die
beide Beteiligten wie einen Schlag trifft und benommen zurücklässt. Sie
hatte dafür auch schon einen Ausdruck, den sie von einer Forschergruppe
aus den USA übernommen hatte: "Soulgasm". Ja, genau das, was man als
erstes denkt, wenn man den Begriff hört: ein Seelen-Orgasmus.
Allerdings trifft es das nicht ganz. Sie gaben dem
Ganzen diesen Namen, weil bei dem Vorgang ähnliche Mengen, aber eine
unterschiedliche Zusammensetzung von Hormonen durch die Allochondrien
ausgeschüttet werden, wie bei einem sexuellen Orgasmus. Die Wirkung ist
dann eine tiefe Entspannung und Zufriedenheit. Gleichzeitig übertragen
die Allochondrien der beiden Körper viele Pheromone und damit
Informationen.
Der Sinn davon wurde noch nicht ganz verstanden, aber
man hat beobachtet, dass es nur zwischen einer ausgeglichenen Person und
einer aufgewühlten Person stattfindet, um letztere zu beruhigen. Man
vermutet, dass so (unnötige) Krisensituationen entschärft werden sollen.
Wenn eine der beiden Personen ruhig ist, kann keine echte Gefahr
bestehen - so die Theorie.
Und das passte auch zu unseren Beobachtungen: damals in
der Küche von Vanessas Eltern, war Vanessa die aufgewühlte und Manuela
war ruhig. Nach der Umarmung - Entspannung pur. Vorgestern: Ramona war
total verzweifelt und Mareike nahm sie beruhigt in den Arm. Auch hier:
Puff - und Ramona war ruhiggestellt. Dass es die entspannte Person
genauso trifft, ist wahrscheinlich ein Belohnungssystem - eben ähnlich
einem Orgasmus.
Mareike hatte ihre Arbeit toll gemacht, da waren wir uns alle einig. Und Vanessa und ich lobten sie besonders, da wir ja wussten, unter welchen erschwerten Bedingungen sie das auch noch durchzog. Sie hatte sich sowas von einer Belohnung verdient, dass wir uns bald schon in unser Zimmer verzogen und ich sie endlich fragen konnte, was sie sich wünschte. Mareikes Stimme war müde und schwach: "Bitte nichts Heftiges heute. Nimm mich nur auf deinem Schoß in die Arme und schaukel mich gaaaanz langsam hinüber.". Wer kann ihren hübschen Welpenaugen schon widerstehen?
Also setzte ich mich auf die Bettkante, zog sie auf
mich drauf, und sie schlang auch gleich ihre Beine um meine Hüfte. Ich
gab ihr alle Zeit, die sie wollte, um mich langsam in ihren glitschigen
Spalt aufzunehmen. Mit den Armen eng umschlungen, schaukelten wir uns
dann unaufhaltsam immer weiter. Schade, dass dabei kein Platz mehr für
Vanessa war, aber unglücklich sah sie dabei nicht aus. Sie machte es
sich schon mal hinter mir auf dem Bett bequem.
Der Takt, in dem wir vor und zurück schaukelten, war
wirklich sehr gemächlich, und viel Bewegung war es auch nicht. Aber die
Anspannung, die sich in Mareike schon angesammelt hatte, erforderte auch
nicht mehr viel, um ihren Höhepunkt zu erreichen. Die Gier wurde in ihr
trotzdem irgendwann geweckt. Spätestens, als sie begann, meine Zunge
intensiv in ihren Mund zu saugen. Ihr Atem blies mir dabei zunächst heiß
ins Gesicht, bis sie nicht mehr genug Luft bekam und stattdessen ihren
Kopf auf meiner Schulter abstützte. Von da an ging es immer schneller.
Ihre Atmung wurde heftiger, ihre Arme und Beine klammerten sich immer
fester um mich. Und schließlich - Schmerz! In meiner Schulter und auf
meinem Rücken. Der Körper in meinen Armen wurde hart und steif und
Mareikes Brunftschrei vibrierte dort, wo der Schmerz in meiner Schulter
war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich versuchte, den
zitternden Körper vor mir festzuhalten, wurden dann endlich die Krallen
aus meinem Rücken und die Zähne aus meiner Schulter gezogen. Danach ist
aus dem Raubtier wieder die weiche, warme Mareike geworden, die dann
noch heftiger gegen meinen Hals atmete.
"Oh, sieh mal einer an.", frotzelte Vanessa, "Unsere
Mare ist wohl eher eine Raubkatze. Na das bleibt ein Weilchen.", während
sie mir über die Kratzer im Rücken strich. Und zurück in der Realität
hatte Mareike tatsächlich gleich die Richtige Antwort parat: "Miau?".
Zum Glück wusste Vanessa, was in solchen Notsituationen
zu tun ist. Als ich ihre weichen Brüste an meinem Rücken spürte, wurden
die Schmerzen der Kratzwunden schnell besser. Die Schmatzgeräusche von
vier weichen Frauenlippen an meinem Ohr, ließen mich dann auch bald
schon den Biss in meiner Schulter vergessen. Und mit einer meiner
Liebsten im Arm, war sowieso jeder Schmerz nur ein Summen in der Ferne.
Vanessa riß mich nach hinten auf die Matratze: "So,
jetzt aber runter von meinem Hengst, Miezekätzchen! Zeit für einen
Ausritt.". "MIAU!", protestierte Mareike noch ein Mal, mit einem leisen
"Plopp" hat sie dennoch schnell Platz gemacht, und schon nahm mich
Vanessas Döschen in Empfang. So sanft wie Mareike ging sie nicht vor.
Allerdings, einen Galopp wollte sie auch nicht.
Mareike begnügte sich derweil damit, sich mir auf die
Brust zu legen und mit mir zu küssen und schmusen, was das Zeug hielt.
"Na los, Mare. Schwing dich auch drauf und gib mir
deinen süßen Kussmund!", forderte Vanessa, woraufhin Mareike mir freudig
ins Gesicht strahlte: "Darf ich noch mal kommen, mein Herr?" - "Nur
wenn ich deinen ganzen Nektar auslutschen darf!", und schon hatte ich
ihre saftige Pflaume vor dem Mund, ihren Po vor Augen, und ihre Brüste
in den Händen. Nur eben ihre Lippen, die bekam Vanessa. Egal - ich
küsste süßere Lippen.
Natürlich konnte das nicht lange gut gehen und schon
bald hörte man in unserem Zimmer das geknebelte Stöhnen dreier
Höhepunkte, wie sie schöner kaum sein können. Irgendwie klappten meine
Damen dann über mir zusammen und wir schleppten uns in einen kuscheligen
Schlafhaufen.
Kurz bevor mir endgültig die Augen zu fielen, verbot ich
Mareike, mich am Morgen zu wecken, oder auch nur das Bett zu verlassen
(es sei denn, sie müsste mal). Ich wollte den Tag ganz langsam und mit
beiden im Arm beginnen. Ich konnte nur hoffen, dass sie es auch noch
mitbekam ...
Sie hat es noch gehört - ein Glück. Als ich die Augen
öffnete, strahlte sie mir schon entgegen und flüsterte: "Wie kann ich
meinem Herrn zu Diensten sein?". Das hätte ein perfekter Morgen werden
können, ABER: die Natur rief, also ging ich schnell unter ihrem Gekicher
auf die Toilette, schlüpfte dann aber noch schneller wieder zurück ins
Bett: "Für den Anfang kannst du mich wieder aufwärmen, Mare.", und schon
schmiegte sie sich an mich. Was für ein Genuss: eins ihrer Beine
streckte sich an meinem entlang, das andere lag zwischen meinen. Ihr
Körper lag zur Hälfte auf meiner Seite und ihr Kopf auf meiner Schulter.
Dazu konnte ich mir die Haare auf ihrer Schulter durch die Finger
gleiten lassen.
Vanessa schlief leider noch tief und fest. Wäre schön gewesen, sie
genauso auf meiner anderen Seite zu spüren, aber andererseits gab mir
das die Gelegenheit, etwas mit Mareike zu reden, wenn auch nur
geflüstert. Nichts Besonderes, vielleicht nur Smalltalk. Wie es ihr
geht, was sie von ihrem neuen Leben hält - sowas eben. Ich wollte
wissen, dass es ihr gut geht. Sie schwärmte fast nur davon, wie wohl und
geborgen sie sich bei uns fühle, obwohl, oder gerade weil wir sie so
benutzen. Ihre Träume wären endlich nach so vielen Jahren des
Versteckens wahr geworden.
"Keine Zweifel, keine Vorbehalte, nichts was du vielleicht doch
nicht wolltest?", bohrte ich nach. Sie druckste ein wenig herum, rückte
dann aber raus: "Das gestern mit Ramona .... dass sie das mit mir
gemacht hat .... Es war schön, weil du dabei warst und aufgepasst hast.
Und weil es Ramona war, die ich schon kannte. Und sie war so zärtlich
.... Aber zuerst hatte ich doch Angst .... Bitte versprich mir, mich
niemals jemand anderem zu überlassen.". Ich wollte es ihr gerade
versprechen, da drehte sich plötzlich Vanessa um: "Was hast du mit
meinem Schwesterchen angestellt?". Ihre Augen blitzen mich an, während
ihre Hand sofort Mareikes Kopf streichelte.
Ein Glück, ging gleich Mareike dazwischen und erklärte nochmal, dass es "wunderschön" gewesen war, auch wenn ich sie kurzzeitig in die Hände von jemand anderem gegeben hatte. Als Vanessa die ganze Geschichte hörte, war sie aber schnell wieder beruhigt. "Pass' trotzdem auf, was du machst.", warnte sie mich trotzdem, "Sie ist ein Mensch und kein Ding, das man ausleiht.". Ich schnappte sie mir und zog sie auf mich: "Ich werde euch BEIDE nie in Gefahr bringen - und hergeben erst recht nicht, das Verspreche ich. UND DU! Du lauschst nicht heimlich mit, wenn sich andere unterhalten!". Damit drückte ich ihr gleich einen Kuss auf, den sie mit geschlossenen Augen erwiderte.
Wir ließen den Tag wirklich sehr langsam beginnen. Bestimmt noch
eine halbe Stunde, lag Vanessa auf mir, und Mareike neben mir, während
ich nun beiden durch die Haare strich. "Magst du lange Haare?", wollte
Mareike schließlich wissen. Noch bevor ich auch nur den Mund aufbekam,
gab Vanessa schon die Antwort: "Er steht total drauf! Hat aber keine
Ahnung, wieviel Arbeit das macht.". Nach einem kurzen Schweigen, fragte
Mareike nochmal: "Wie lang sollten sie denn sein?". Endlich durfte ich
selbst antworten: "Am liebsten bis zum Hintern.". "Dann mach' ich das
für meinen Herrn.", verkündete Mareike stolz mit einem Lächeln.
Vanessa wollte sie zwar eigentlich davon abbringen, gab aber schon
nach dem ersten Versuch auf. Sie wusste ja inzwischen, dass man Mareike
nichts mehr ausreden konnte, wenn sie es sich erst mal in den Kopf
gesetzt hatte.
Was nun folgte, war eine Diskussion, welche Frisuren man mit so
langen Haaren machen könnte. Ich persönlich würde mich schon mit einem
schön geflochtenen Zopf, oder einem Pferdeschwanz zufrieden geben. Aber
keine zwei Zöpfe bitte, das wirkt irgendwie kindlich für mich. Am
meisten stehe ich ja auf asymmetrische Frisuren, bei denen die Haare nur
über eine Schulter nach vorne fallen. Oder eine schöne Mähne, mit groß
gewellten, oder ganz glatten Haaren - keine Locken.
Allerdings konnte ich mich an der Diskussion kaum beteiligen. Ich
merkte inzwischen, dass es ein Fehler war, Vanessa auf mich drauf zu
legen. Das Biest hatte mit kleinsten Bewegungen ihres Beins über mein
bestes Stück gestrichen, welches daraufhin natürlich schon bald den Hals
reckte. Zu dem Zeitpunkt, als Vanessa und Mareike also über Frisuren
redeten, steckte mein kleiner Freund schon in dem Dreieck zwischen
Vanessas Schenkeln und ihrem langsam feucht werdenden Spalt. Er klopfte
zwar immer wieder sachte an, doch Einlass bekam er nicht. Und Vanessas
Bewegungen waren auch nicht genug, um ihm Erlösung zu gewähren, aber auf
jeden Fall genug, um mich ständig daran zu erinnern, an welch
lieblichem Ort er gerade steckte. Wo hat Vanessa sowas nur gelernt?
Sie wechselte immer wieder die Bewegung. Mal ging ihr Becken auf und
ab und verteilte dabei ihren Saft auf meinem Schaft, dann wackelte sie
nur von Seite zu Seite und ein andermal rieb sie nur ihre Schenkel
gegeneinander und zerrieb mich förmlich dazwischen. Und dann noch ihre
wissend lächelnden Blicke dazwischen.
Was hatte ich da bloß angerichtet? Als Vanessa schließlich
merkte, wie lüstern ich sie anstarrte, sah sie auf die Uhr und
unterbrach alles mit dem Vorschlag, doch endlich zu frühstücken. Flugs
stieg sie von mir runter und nahm gleich auch noch Mareike mit ins Bad.
Mich ließ sie unter einem gewaltigen Zelt, das die Bettdecke nun
bildete, zurück. Na warte, das schreit nach Vergeltung! Dumm nur, dass
ich immer mehr das Gefühl bekomme, dass es genau das ist, was sie will.
Also räche ich mich nun, indem ich sie später ein wenig "foltere", oder tu ich ihr damit nicht sogar einen Gefallen?
Ich hatte es wirklich nicht eilig, auf den Zug zu kommen.
Gefrühstückt haben wir bis Zehn, dann erst gepackt und um Zwölf wollten
wir uns eigentlich von Frank und Andrea verabschieden. Doch dann flogen
erneut Gegenstände in Xiaolis Wohnung und kurz darauf hörten wir sie
wieder laut aufheulen.
Schließlich standen wir alle im Treppenhaus, und Andrea klingelte -
"Lasst mich in Ruhe! Geht!", hallte es von drinnen. "Nein! Ich gehe
nicht.", Andrea beharrte darauf, ihr zu helfen, "Ich werde so lange
klingeln, bis du wenigstens mich rein lässt und wir reden!". Die Tür
wurde aufgeschlossen, und Xiaolis Kopf lugte durch den Türspalt. Sie sah
furchtbar aus. Blass, rot geschwollene Augen und strähnige Haare, die
ihr teils quer übers Gesicht hingen. "Nur du!", blaffte sie heraus, "Die
Anderen sollen gehen!".
Wir verzogen uns wieder in die Wohnung, während Andrea hinter
Xiaolis Tür verschwand. Zu viert warteten wir still am Küchentisch. Das
Einzige, was gesprochen wurde, war bestenfalls ein "Will jemand Kaffee?"
oder "Ich hoffe, Andrea kann ihr helfen.".
Geschlagene zwei Stunden später schloss dann Andrea die Tür auf und
ließ sich auf ihren Stuhl am Küchentisch fallen. Mareike drückte ihr
gleich einen dampfenden Pott Kaffee in die Hand. "Erzähl, wie geht es
ihr?", wollten wir alle wissen.
Die kurze Antwort: Beschissen. Die lange Antwort: Sie hat ihren
Freund wirklich geliebt. Er war zärtlich, zuvorkommend und schien sich
wirklich um sie zu kümmern. Zumindest schien das eben so. Hintenrum war
er aber ein rechter Weiberheld und schnappte sich Alles, was nicht bei
Drei auf den Bäumen war. Xiaoli musste irgendwann feststellen, dass er
sie von Anfang an betrog. Wahrscheinlich schon kurz nachdem sie ihn
kennengelernt hatte und mit ihm auf den ersten Dates war, hatte er
nebenher einer anderen ebenfalls den Himmel versprochen. Die meiste Zeit
hatte er wohl mindestens noch eine zweite Freundin und hielt beide
streng voneinander getrennt. Das wusste sie seit ein paar Tagen, aber
zuvor dachte sie Monatelang, dass sie in ihm den Mann fürs Leben
gefunden hätte.
Darauf aufmerksam gemacht, wurde das arme Ding von ein paar
Kommilitonen, die ihr rieten, mal nachzusehen, wo er wirklich hin ging,
wenn er sagte, dass er zu seinen Eltern fährt. Sie wollte es nicht
glauben, aber sie erzählten ihr auch, wie er manchmal auf Partys damit
angab, wie viele er in letzter Zeit wieder flachgelegt hatte. Von einer
Asiatin war dabei seit ein paar Wochen auch die Rede.
Nach all den Enttäuschungen, die sie in China erfahren hatte, wollte
sie ihm vertrauen. Doch die Zweifel waren gesät und so verfolgte sie
ihn schließlich bis ins Wohnheim an der Schillerstraße und hinauf vor
eine Studentenbude, wo er überschwänglich und mit schmatzenden Küssen
von einer Blondine empfangen wurde.
Geknickt ging sie an diesem Tag zurück in ihre Bude und betrank sich dort zum ersten Mal in ihrem Leben. Und zwar richtig, bis zum Filmriss. Am nächsten Morgen verpasste sie so auch zum ersten Mal in ihrem Leben ein Seminar in der Hochschule. Mit brummendem Schädel, zerrissenen Klamotten, einer Beule und ein paar blauen Flecken, deren Herkunft sie nicht mal erahnte, wachte sie frierend auf dem Küchenboden auf. Sie lag in einer Pfütze Wein, die zur Hälfte von ihrem Shirt aufgesogen war. Die Flasche lag noch halb voll neben ihr.
Das war letztes Wochenende gewesen. Seither hat sie kaum die
Wohnung verlassen, bis er am Donnerstag wieder zurück kam und von seinem
"Besuch bei seinen Eltern" erzählte. Xiaoli kannte jedoch die Wahrheit
und stellte ihn schonungslos zur Rede. Das Ergebnis waren jede Menge
fliegende Gegenstände, übelste Beschimpfungen und eine verwüstete
Wohnung.
Für ihren Ex war es höchstwahrscheinlich nur ein abgeschlossenes
Kapitel. Er ging womöglich mit irgendeiner Ausrede zu seiner Blondine
zurück und setzte einen Haken auf seiner Löffel-Liste. Xiaoli aber blieb
heulend und verzweifelt in ihrer zertrümmerten Wohnung zurück.
Vanessa, Mareike, Frank und ich hörten Andreas Erzählung wortlos zu. Währenddessen schlüpften Vanessa und Mareike immer dichter an mich heran, und zum Schluss spürte ich auch, wie sich Feuchtigkeit auf meinen Schultern breit machte. Bei Andrea sah es kaum besser aus. Ich wundere mich jetzt noch, wie sie es schaffte, zu Ende zu erzählen, ohne dass ihre Stimme einbrach. Auch bei ihr flossen die Tränen. Frank und ich konnten unseren Liebsten wenigstens ein bisschen Halt geben, aber ein dicker Klos saß mir längst schon im Hals und die zusätzliche Feuchtigkeit in meinen Augen war auch kaum zu verstecken.
"Ihr müsst los!", durchbrach Andrea irgendwann die sich
anschließende Stille. Andrea versicherte uns, Xiaoli heute Abend unter
die Leute zu bringen. Sie wüsste da ein paar nette Jungs, die selbst auf
der Suche nach was Festem seien.
Na, ob das klappt? Ich meine, sie wurde gerade von einem Kerl
wahnsinnig enttäuscht, und jetzt soll sie sich gleich auf den Nächsten
einlassen? Auf der anderen Seite: wenn man vom Pferd fällt .....
Außerdem wissen wir doch, was passiert, wenn man zu lange ohne körperliche Nähe ist.
Jedenfalls, nach einigem Hin und Her, was nun zu tun wäre, war es
schon 15 Uhr vorbei, und Andrea hat uns endlich aus der WG
hinauskomplimentiert, damit wir noch wenigstens die letzte (sinnvolle)
Zugverbindung in meine Heimat erwischen konnten. Ich glaube, insgeheim
hatte ich gehofft, diese zu verpassen.
Wie ich schon am Anfang schrieb, sitzen wir also jetzt in einem
Zugabteil in Richtung meiner Heimat. Leider sind wir nicht allein,
weswegen wir uns je alleine beschäftigen. Allerdings macht mir Mareikes
"Beschäftigung" Sorgen. Während ich dies alles hier geschrieben habe,
stierte sie die ganze Zeit, mit sorgenvoller Miene, vor sich hin. Ich
glaube, die Sache mit Xiaoli nimmt sie sehr mit. Kein Wunder, weiß doch
vor allem sie, was unsere Nachbarin erwartet, wenn sie nicht schnell
wieder Anschluss findet. Aber ich vertraue Andrea. Sie hat so etwas an
sich, das man einfach mögen muss, das einen dazu bringen kann, einfach
mitzumachen. Wenn jemand Xiaoli wieder ins Leben zurück bringt, dann
sie.
Unsere Ankunft im Haus meiner Eltern schätze ich gerade auf etwa 19 Uhr ein. Mir gerade recht, dann können wir bald ins Bett und vielleicht schnell den Tag hinter uns lassen. Aber ich fürchte, so schnell wird dieser Tag uns nicht in den Schlaf entlassen.
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