10 Januar 2024

Kometenhaft 06 - Kometenschweif

Donnerstag 22. Juni

Kleines Update zur Lage: Naja, geht so. Etwas länger: Ich hatte eine wenig überraschende und ereignislose Nacht hinter mir. Die Arbeit ging im Großen und Ganzen reibungslos und die Anbindung des Ultraschall-Sensors war nach ein paar Stunden erledigt. Danach folgten die Testreihen, die jeweils etwa 10 Minuten dauerten. In dieser Zeit ging ich hinaus und beobachtete den dann schon weiterziehenden Phillipos-Mrajolev. Den Moment der größten Annäherung hatte ich verpasst.

Es war echt toll, beide Schweife des Kometen waren deutlich zu sehen und erstreckten sich über weite Teile des Himmels. Halley wäre vor Neid grün angelaufen. Aber leider konnte ich wegen der Lichtverschmutzung in der Stadt nicht die volle Pracht des Kometen bestaunen. Auf der Wiese, die wir uns ausgesucht hatten, weitab der Häuser, wäre das noch deutlich spektakulärer gewesen. Andrea und Frank jedenfalls genossen das Spektakel.

Der Sternschnuppenschauer gegen frühen Morgen komplettierte das Erlebnis noch weiter. Es war fast schon ein Feuerwerk (Auf der Wiese war es das bestimmt, Andrea und Frank sahen bestimmt doppelt so viele Sternschnuppen.). Interessant war auch das Farbenspiel: die Sternschnuppen schienen in leicht unterschiedlichen Farben zu verglühen. Verdammt, was hätte ich dafür gegeben, doch auf der Wiese zu sein. Aber daran durfte ich nicht denken, sonst kochte nur noch mehr Wut auf den Wannler in mir hoch und zum Schluss hätte ich vielleicht noch das Labor kurz und klein geschlagen.

Der Heimweg am Morgen heiterte mich teilweise etwas auf. Die Sonne war gerade dabei, über den Horizont zu steigen und im Stadtpark zwitscherten die Vögel und leichter Dunst sieg aus dem Gras und den Hecken auf.

Wäre es sonst noch still gewesen im Park, wäre es perfekt gewesen, doch mitten drin musste ich ein Pärchen hören, das es sich in einem dichten Wäldchen bequem gemacht hatte. Was die beiden dort machten, war schnell klar, als ihr Gekicher in ein leises Stöhnen überging. Ich hätte fast geschrien: 'Verdammt, nehmt euch ein Zimmer!' oder sowas. Aber warum soll ich den Beiden den Spaß verderben, nur weil es mir nicht gut ging? Soviel Verstand habe ich noch. Außerdem ist der Stadtpark eben für diese kleinen dichten Wäldchen berühmt unter den jungen Paaren der Stadt.

Den Mittwoch habe ich erwartungsgemäß verschlafen. Ich ging zu keiner Vorlesung und bin erst gegen 12 Uhr aufgestanden. Aber das Frühstück war interessant: Frank zog sich gerade sein T-Shirt über den Kopf, als er aus Andreas Zimmer kam, und sah mich erst, nachdem er hinter sich die Tür ganz vorsichtig und möglichst geräuschlos geschlossen hatte. Ich starrte ihn gerade lächelnd an und alles was er herausbekam war ein verwirrtes "Äääh, ja." ehe er in sein Zimmer huschte.

Fünf Minuten später gesellte er sich zu mir, und schließlich auch Andrea. Meine Frage "Na, erzählt mal von eurer Nacht." beantworteten sie eigentlich unabsichtlich mit einem kurzen verwirrten Blickwechsel untereinander, bis sie endlich los plapperten, wie schön der Komet und die Sternschnuppen waren.

Am Ende des Frühstücks verabschiedete ich mich von den Beiden mit "Hey, ich hab damit kein Problem. Im Gegenteil, ich beglückwünsche euch." und grinste sie dabei breit an. Andrea lief leicht rot an und die beiden Ertappten konnten sich nur noch mit großen Augen anstarren.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, den Teil meiner Masterarbeit, der sich auf den Wasserstandsensor bezog, auf Ultraschall umzuschreiben. Zum Glück muss ich diese Woche nicht mehr ins Labor, weil der Alte mit ein paar seiner Studenten auf eine Exkursion ging. Ich frage mich, ob er überhaupt vorher noch meine Ergebnisse angesehen hat.

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