10 Januar 2024

Kometenhaft 05 - Lageänderung

Dienstag 20. Juni

ARSCHLOCH!!!

Nein, anders kann ich es nicht ausdrücken! Der olle Wannler hat nicht nur meinen Dienstplan über den Haufen geworfen, sondern auch noch das halbe Projekt! Er wusste genau, was ich heute Nacht vor hatte, und trotz aller Argumentation verlangt er jetzt von mir, dass ich heute eine Nachtschicht im Labor einlege, weil seine neueste "Erfindung", eine Wasserstandsmessung per Ultraschall, ein bis zweimal die Stunde versagt und er unbedingt bis morgen Mittag wissen will, warum. Verdammter Dreck!

Das bedeutet nicht nur, dass ich eins der besten und unwiederbringlichen Ereignisse meines Lebens verpasse, sondern auch noch, dass ich Teile meiner Masterarbeit über die Wasserstandsmessung per Wellen-Widerstandsmessung in die Tonne treten kann. Das sei kein gutes Konzept, weil zu ungenau. Obwohl ich ihm schon bewiesen habe, dass es genau genug ist und zudem auch billiger, als seine Ultraschall-Methode.

Warum er dann auch noch das Ergebnis unbedingt am Mittwoch Mittag braucht, hat er mir nicht gesagt. Ich weiß, worauf das hinauslaufen soll: er ist der Meinung, dass er mich damit aufs Berufsleben vorbereitet. Aber beim besten Willen, ich kann mir nicht vorstellen, dass es da draußen solche Arbeitgeber gibt. Bei meinem Vater haben sie damals zur Sonnenfinsternis sogar eine Extra-Pause eingelegt (ohne Ausstempeln), nur um eine Sonnenfinsternis anzusehen. Er will es mir einfach nur reindrücken. Das habe ich ihm auch gesagt, aber dann kam wie immer sein Standardspruch: Wenn es mir nicht gefällt, könne ich mir ja einen anderen Professor und somit eine andere Masterarbeit suchen. Ich sei ja noch jung, und nochmal von vorne anzufangen, würde mir bestimmt nichts ausmachen. Wie gesagt: ARSCHLOCH!

Zum Schluss hat er mir noch seine Meinung zur Astronomie dargelegt: alles Zeit- und Geldverschwendung, und wenn ich unbedingt meine Karriere für einen Stein opfern will, könne ich das gerne tun. Gott, wie ich solche unterbelichteten Sprüche hasse.

Bis heute Abend habe ich mir danach trotzdem frei genommen, weil ich erst mal keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich hoffe, der Alte ist gegangen, bis ich wieder ins Labor muss.

Oh, ja. Das Beste hatte ich ja vergessen zu erwähnen. Da unser Labor im Keller eines alten Stahlbeton-Baus ist, gibt es kaum eine Chance den Himmel zu sehen, Rundfunkempfang ist praktisch ausgeschlossen, und nachts werden die meisten Internet und WLAN-Geräte im Gebäude abgeschaltet, da früher Studenten diese Gelegenheit fürs Filesharing missbraucht hatten. Also kaum eine Chance, das ganze Spektakel auch nur halbwegs live zu erleben. Wenn der Alte glaubt, dass ich nicht wenigstens ab und zu hinausgehe, um Frischluft zu schnappen, hat er sich aber geschnitten.

Zum Schluss vielleicht noch ein Rückblick aufs Wochenende: Außer Arbeit war auch da nicht viel. Gleichzeitig tat Mareike ihr Bestes, um mich um den Verstand zu bringen. In regelmäßigen Abständen hämmerte sie gegen meine Tür: "Räumt euren Dreck in der Küche auf!", "Da liegen wieder Socken unterm Waschbecken!", "Einer von euch war dran mit Staubsaugen!" um nur ein paar Sachen zu nennen, mit denen sie mich nervte. Dagegen argumentieren, dass die Socken gar nicht meine waren, und ich auch nicht dran bin mit Staubsaugen, brachte gar nichts, Mareike wurde dann einfach nur noch lauter. Also habe ich meinen Ärger heruntergeschluckt, und die Bude aufgeräumt.

Zur Strafe hatte ich Frank am Montag die Rechnung für den Knabberkram hingelegt, die er dann auch anstandslos beglichen hat, nachdem ich ihm von meinem Wochenende erzählt hatte. Aber im Nachhinein wird das auch keine Strafe gewesen sein, weil heute Nacht werden die Beiden sich das ganze Zeug ohne mich reinziehen. Aber eine Tüte Chips und eine Flasche Cola nehme ich auf jeden Fall ins Labor, allein schon wegen den Nerven.

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